Holzschutzmittel gegen holzzerstörende Insekten und Pilze
Borate (Borsäure / Borax) wurden viele Jahrzehnte als anorganische Salze im Holzschutz verwendet. Neben den früher verwendeten pastösen oder festen Formulierungen (sog. Borsalzdübel) wurden meist flüssige wasserlösliche Borate eingesetzt, die entweder als fertige Lösung oder als Salz-Konzentrat zum Lösen in Wasser erhältlich war. Im Gegensatz zu den wässrigen Präparaten, besitzt die Glycol-basierte Formulierung eine höhere Penetrationsfähigkeit, wo als Produkt „Boracol“ noch im Handel ist (Stand 2024). Gemäß der Produkt-Zulassungen für Biozide im Holzschutz, haben Borprodukte eine langsame (verzögerte) Wirksamkeit gegen Insekten, wo auch nach 2-3 Jahren nach der Behandlung noch Insekten ausschlüpfen können. Die Begründung liegt in der Wirkung von Bor als „Fraßgift“ im Gegensatz zu anderen chemischen Wirkstoffen (wie z.B. Permethrin) die als „Kontaktgift“ wirksam sind.
Borsäure und Borate, wie die Salze und Ester der Borsäure bezeichnet werden, wirken auch als schwache Desinfektionsmittel. In der Schädlingsbekämpfung wurde Borax bis ca. 2009 in Ködern gegen Ameisen oder Silberfischchen eingesetzt (siehe Pöschko et al 1997). In der Vergangenheit verwendete man Borsäure oder Borate auch in kosmetischen Mitteln (z.B. Mundhygiene, Babykosmetik) als Konservierungsmittel, was durch die neuere Bewertungen (siehe Gesetzliche Einstufung) nicht mehr zulässig ist.
Borsäure (engl. boracid) Borax besitzen ein breites Wirkspektrum gegen Holzzerstörer, wie fungizide und insektizide Wirksamkeit. Nach Unger (2001) erfolgte 1933 ein britisches Patent für Borsäure und Borax als Flammschutzmittel und Holzschutzmittel (Celcure-Mischungen; Broese van Groenou et al. 1952)
Aus praktischer Erfahrung können wässrige Lösungen mit Borsalzen zu einer Verfärbung am Holz führen. Ein nicht veröffentlichter Laborversuch zur Feststellung von Farbveränderungen mit und ohne Lichteinwirkung mit dem Produkt Kulbasal B Combi (Hersteller: Kulba Bauchemie) auf verschiedenen Holzarten und Alter wurde durch die Werkstatt der Möbelrestaurierung der Bayer. Schlösserverwaltung in Nymphenburg (München) im Jahr 2006 durchgeführt. Nach einem anfänglichen Abdunkeln des Holzes wurde nach einem Jahr speziell altes Fichtenholz wieder heller.
Eine weitere praktische Erkenntnis ist der Umstand, dass die mit Borsalzen behandelten Hölzer eine kristalline Oberfläche (visuell erkennbare Rückstände) bekommen können, wenn das Mittel aufgesprüht oder gestrichen wurde. Zudem ist zu beachten, dass die wasserlöslichen Borate im Außenbereich (z.B. Fassade) durch Feuchte bzw. Regen in gewisser Menge vom Holz ausgewaschen werden können.
Borsäure ist seit ca. 2004 gesetzlich als fortpflanzungsgefährdend (reproduktionstoxisch) eingestuft und nach GHS-Verordnung (Global harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien) Kennzeichnungspflichtig mit dem Symbol GHS08 „Gesundheitsgefahr“. Der Stoff unterliegt je nach Verwendungsart der Europäischen Biozid Verordnung und benötigt daher eine Zulassung als Holzschutzmittel gemäß ECHA (europäische Chemikalienbehörde) und bei Verwendung durch Fachbetrieb einen Sachkundenachweis gemäß Hersteller- und Produktvorgaben.
Literatur
Lloyd, J., (1998) Borates and their biological applications. Intern. Research Group on Wood Preservation. Document IRG/WP 30178
Peylo A. (2021) Bor – nun doch am Ende? Schützen und Erhalten, September 2021, S. 16-19
Peylo, A. 2013: Borsalze im Holzschutz – ein Nachruf? Holzzentralblatt (35) S. 849
Peylo A. (2007) Wechselwirkungen von Borsalzen mit Mörtel und Horizontalsperren Schützen und Erhalten, S. 26-27
Peylo A. (2005) Borverbindungen – Holzschutzmittel mit langsamer Wirksamkeit? Schützen und Erhalten März 2005, S. 30-31
Peylo A. (2000) Bor im Holzschutz, Gibt es neue Erkenntnisse, DpS April 2000, S. 28-30
Peylo, A. (1998) Bor im Holzschutz – Breites Wirkungsspektrum und geringe Humantoxizität. Der praktische Schädlingsbekämpfer 50 (11) 17-20
Pöschko M., Petersen D., Reichmuth C. (1997) Silberfischchen in Büchern – Schadenspotential und Bekämpfungsmöglichkeiten. Restauro 1-97, S. 50-55