Echter Hausschwamm

Holzschädling in Freilichtmuseen und historischen Gebäuden

In Mitteleuropa ist der Echte Hausschwamm der wichtigste und häufigste holzzerstörende Gebäudepilz (Schmidt & Huckfeldt 2015).

In der Vergangenheit (bis ca. Mitte 2000) bestand in vielen Bundesländern eine sogenannte „Meldepflicht“ bei Befall durch den Echten Hausschwamm, die aktuell nur noch für Sachsen und Thüringen besteht und durch die jeweilige Landesbauordnung geregelt und von der Bauaufsichtsbehörde überwacht wird.

Echter Hausschwamm Serpula lacrymans

Biologie und Lebensweise: Bei ausreichender Feuchte kann dieser Pilz im gesamten Gebäude auftreten und bevorzugt Holz mit hoher Holzfeuchtigkeit in Verbindung mit feuchtem Mauerwerk. Im Freien verbautem Holz tritt der Echte Hausschwamm nur in bestimmten Ausnahmefällen auf und wird deswegen am häufigsten in unbewohnten oder unzureichend belüfteten Häusern in Verbindung mit Schäden an der Bausubstanz vorgefunden. Da der Pilz keine Zugluft verträgt, entwickelt er sich bevorzugt in Zwischendecken, Fehlböden oder hinter Wandverkleidungen, wo er sich in allen Richtungen ausbreitet kann, wenn genügend Feuchtigkeit vorhanden ist. Nach Laborversuchen (Theden 1972) ist das Absterben von holzzerstörenden Pilzen, wie z.B. der Echte Hausschwamm, in trockenem Holz unter bestimmten Umständen möglich.

Schäden: Der Echte Hausschwamm verursacht eine intensive Braunfäule und hat eine hohe Zerstörungskraft. Tragende Holzteile werden von diesem Pilz angegriffen und die Tragfähigkeit in kurzer Zeit reduziert, wenn die klimatischen Bedingungen ideal für ihn sind.

Entgegen Presseschlagzeilen oder laienhafter Internetplattformen kann der Echte Hausschwamm weder Häuser zum Einsturz bringen noch Mauerwerk angreifen (zerstören), da er nur fähig ist Fugen und Ritzen im Mauerwerk zu durchwachsen, wenn dies in Verbindung mit Holz oder zellulosehaltigen Materialien steht, die er als Nahrung benötigt.

WTA Merkblatt 1-2 Der Echte Hausschwamm, Mit dem Ausgabedatum 01.2021/D wird die bisherige Version 1-2-05/D, 2.Fassung ersetzt. Themen sind die Erkennung, Lebensbedingungen, vorbeugende Maßnahmen, bekämpfende chemische Maßnahmen, Leistungsverzeichnis. Erhältlich über die WTA-Geschäftsstelle, Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V.

Literatur

Biebl S. (2018) Der Echte Hausschwamm. Diagnose und Bewertung aus Sicht des Holzschutzsachverständigen, Bausubstanz Ausgabe 2, S.30-35

Chachula O. and Mosneagu M. A massive biological attack at Ethnographic Museum, Huşi, Romania. Study case

DIN 68800-4 / 2020-12 Holzschutz – Teil 4: Bekämpfungs- und Sanierungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten, Beuth Verlag Berlin

Gagelmann M., v. Rotberg W. (1999) Hausschwammbekämpfung durch kontrollierte Gebäudeerwärmung. 5.Internationales Kolloquium Werkstoffwissenschaften und Bauinstandsetzen – „MSR ´99“, Esslingen, Nov./Dez. 1999: 273-282. Freiburg: Aedificatio Publishers

Grosser D. (1985) Pflanzliche und tierische Bauund Werkholzschädlinge. Leinfelden-Echterdingen, DRW-Verlag

Hickin N.E. (1963) The Dry Rot Problem, The Rentokil Library. 116 p.

Huckfeldt T. (2021) Hausschwamm – Vorkommen im Altbau! Aber auch im Neubau? In: Beiträge vom 24. EIPOS-Sachverständigentag Holzschutz am 25. Juni 2021. S. 251-277

Huckfeldt T., Schmidt O. (2015) Hausfäule- und Bauholzpilze. Diagnose und Sanierung. 2. Aufl. Köln, Rudolf Müller Verlag

Huckfeldt T., Schmidt O. (2006) Hausfäulepilze und ihre Anforderungen an die Holzfeuchtigkeit. In: Venzmer, H. (Hrsg.): Messen und Sanieren. 17. Hanseatische Sanierungstage. Berlin: Huss-Medien, S. 33–46

Huckfeldt T. (2003) Ökologie und Cytologie des Echten Hausschwamms (Serpula lacrymans) und anderer Hausfäulepilze. Dissertation an der Universität Hamburg, Fachbereich Biologie. 152 S

Steinfurth A. (1997) Echter Hausschwamm: Erfahrung, Wissenstand und Bekämpfung in Dänemark. Bautenschutz und Bausanierung Heft 16 (1997): Anwendung u. Forschung S:16-25

Teichert M. (1996) Untersuchungen über eine Wärmebehandlung von verbautem Holz zum Abtöten von Schwammbefall. Diplomarbeit an der Universität Hamburg, Fachbereich Biologie. 89 S

Theden G. (1972) Das Absterben holzzerstörender Pilze in trockenem Holz. Sonderdruck aus: Material und Organismen. 7.Bd. Heft 1. Verlag Duncker & Humblot, Berlin. 10 Seiten

Unger et al (1992) Zur Bekämpfung des Echten Hausschwamms [Serpula lacrymans (WULF.:FR.) SCHROET.] in Kulturgütern mit Brommethan. Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung 6, Heft 2, S. 244-259

Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege -WTA- (Hrsg.): WTA-Merkblatt 1-2 Der Echte Hausschwamm. Erkennung, Lebensbedingungen, bekämpfende chemische Maßnahmen, Leistungsverzeichnis. Ausgabe: 01/2021/D

Weitere Literatur beim Verfasser

Stephan Biebl

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