Die Bezeichnung Integrated Pest Management wurde erstmalig im landwirtschaftlichen Agrarbereich zu Beginn der 1970er Jahre in Zusammenhang mit der zunehmenden Erkenntnis über die negativen Nebeneffekte von überdosierten Pestizideinsatz verwendet. Die erste Literatur über IPM im Nicht-Agrarbereich kam in den frühen 80er Jahren mit der Veröffentlichung von H. und W. Olkowski (Gründer der Bio-Integral Forschungszentrum – BIRC) mit einem Übungshandbuch, welches für die Nationalpark-Angestellten geschrieben wurde. Die Bezeichnung IPM wurde mit der Zeit von Museen als Ersatz für die Bezeichnung Schädlingsbekämpfung (Pest Control) verwendet. Neue Strategien zum Umgang mit Schädlingen, wurden als Ersatz für die Verwendung von Chemikalien angewandt, unter den Aspekten Gesundheit und Sicherheit. In kulturellen Einrichtungen weist die Bezeichnung IPM auf die Notwendigkeit hin, alle alternativen Methoden im Rahmen eines „integrierten Schädlingsmanagements“ für die Sammlungspflege zu nutzen. Darüber hinaus repräsentiert IPM eine spezielle Strategie, um moderne Trends in der Schädlingsbekämpfung hervorzuheben und um auf die Verwendung von Pestiziden oder toxischen Gasen verzichten zu können.
Maßgeblich wurde das internationale IPM in der präventiven Konservierung von einzelnen Fachleuten in den 80er Jahren beeinflusst, wie z.B. David Pinniger und Bob Child 1987 (UK), Agnes Brokerhof 1989 (NL) oder Mary-Lou Florian 1986 (Canada).
In Deutschland wurde das IPM seit Ende 90er bzw. Anfang 2000 in Museen und Sammlungen praktiziert, wie es der Verfasser aus eigener Erfahrung berichten kann. Siehe nachfolgendes Angebot für ein Monitoring vom 07.09.2000.
Zum Thema IPM wurden in der Vergangenheit auch Fachtagungen in unterschiedlichen Ländern abgehalten. Im Jahre 2001 veranstaltete die englische Denkmalschutzorganisation „English Heritage“ das Science Museum und die nationale Restaurierungsbehörde „National Preservation Office“ die erste internationale Tagung mit dem Titel „Pest Odyssey“ in London, der 2011 die Fortsetzung als „Pest Odyssey 2011 – 10 years later“ folgte (Biebl 2011). Ebenfalls 2011 wurde eine Tagung zum Thema „Meeting on Cultural Heritage Pests“ im italienischen Piacenza abgehalten, wo unterschiedliche Vorträge über Schäden und Schädlinge an Objekten oder Gebäuden gehalten wurden. Lisa Nilsen aus Schweden, stellte in Piacenza erstmalig den zukünftigen IPM-Standard für Europa (DIN EN 16790) vor, der im Jahre 2014 als Entwurf und 2016 in endgültiger Form veröffentlicht wurde. Kurze Beschreibung siehe auch PCN 63 von Juli 2017. In Piacenza wurde unter anderem über Kleidermotten, Brotkäfer, Hausbock, sowie Nützlinge (Querner, Biebl 2011) in Kultureinrichtungen berichtet. Nachdem 2013 eine IPM-Tagung in Wien und 2016 in Paris stattfand, wird die nächste Tagung 2019 in Stockholm unter der Leitung von Lisa Nilsen durchgeführt, die die europäische Working-Group für die DIN EN 16790 geleitet hatte.
Literatur
Biebl S. (2011) Pest Odyssey 2011 – 10 years later. Der praktische Schädlingsbekämpfer 11, S. 10-11
Prozell S., Schöller M., Biebl S. (2018) Integrated Pest Management (IPM) in Museen und Sammlungen, Pest Control News 65, April, S.26-29 (2) (PDF) Integrated Pest Management (IPM) in Museen und Sammlungen (researchgate.net)