Kleidermotte

Materialschädling in Museen, Textilsammlungen und historischen Gebäuden

Kleidermotte Tineola bisselliella

Biologie Einheitlich goldgelb gefärbter Falter mit 12 bis 16mm Flügelspannweite. Der meist auffällig vorhandene Larvenkot wird häufig mit den kaum erkennbaren ovalen Eiern verwechselt die nur ca. 0,6 mm groß sind. Die gelblichweißen Larven sind bis zu 9 mm lang und errichten röhrenförmige Gespinste, die am Untergrund fixiert werden und im Gegensatz zur Pelzmotte nicht herum getragen werden. Die Larvenentwicklung ist bei Temperaturen zwischen 10 und 33°C möglich. Die im allgemeinen kleineren männlichen Falter mit ca. 5-6 mm Länge können im Gegensatz zu den weiblichen Mottenfaltern größere Flugstrecken zurücklegen (Pospischil 2022) und in Klebefallen gefunden werden. Weibchen bleiben als schlechte Flieger lieber in der Nähe ihres Entwicklungsortes und sind gute Läufer, was man bei einem stärkeren Befall, z.B. im Wand- und Bodenbereich, in manchen Fällen beobachten kann.

Lebensweise Höchstwahrscheinlich stammt die Kleidermotte aus dem zentralen oder südlichen Afrika und lebt in Mitteleuropa als synanthrope Art nur in Gebäuden (Plarre und Krüger-Carstensen 2011). Kleidermotten können nach Beobachtungen (Plarre 2014) nur im Siedlungsbereich (Großstädte, Ballungszentren) von außen zufliegen. Die dämmungsaktiven Falter sind kurzlebig und nehmen keine Nahrung zu sich. So sterben die weiblichen Falter i.d.R. nach der Eiablage innerhalb 16 Tagen, die Männchen können bis zu 28 Tage alt werden.

Bestimmung Da eine exakte Bestimmung der Art anhand äußerlicher Merkmale bei adulten Mottenfaltern sehr schwierig ist, gilt die mikroskopische Untersuchung über die männlichen und weiblichen Genitalien als gängige Methodik an präparierten toten Tieren. Petersen (1957) schreibt als Beitrag zur Taxonomie, Biologie und Verbreitung von vorratsschädlichen Tineiden zwei Gruppen von Gattungen, deren Larven in Pilzen und getrocknetem pflanzlichem und tierischem Material vorkommen.

Schäden Befallen werden keratinhaltige Materialien aus Schurwolle, Seide, Federn oder Haare. Dies können u.a. Teppiche, Polstermöbel mit Roßhaarfüllung, Pelze, Wollkleidung, Naturhaarfilz und ökologische Dämmstoffe mit Wollanteil (z.B. Schafwolle) sein. Verschmutzte Kleidung mit Nahrungsmittelresten, Haaren, Hautschuppen, Schweiß oder Urin werden bevorzugt befallen, wie es z.B. bei historischen Uniformen der Fall ist. Keratinfreie Stoffe, wie Getreide, Mehl, trockenes Fleisch oder Milchprodukte, Fischmehl können in Gegenwart von Wolle ebenfalls verwertet werden. Textilien aus Jute oder Baumwolle werden nur zur Not angenommen (Lochfraß) und reichen für eine dauerhafte Entwicklung nicht aus. Eine Behandlung von Textilien mit Insektiziden gibt keine Garantie für eine spätere Befallsfreiheit, da chemische Wirkstoffe in den Wollfäden nicht gleichmäßig verteilt sein können. Unter Umständen können auch vorhandene Tierkadaver (siehe Bild mit mumifizierter Maus unten) befallen werden und zu einem Befall führen.

Kleidermottenlarve auf Rosshaar-Füllung

Larvenkot und weiße Gespinsthüllen unter Wollteppich

Mumifizierte Maus mit Kleidermottenbefall in einer Fußbodenritze im Museum

Monitoring
FalterLarvenEier
Pheromon- und KlebefallenSichtkontrolle
Biologische Gegenspieler
Erzwespen Baryscapus tineivorusZwergwespen Trichogramma evanescens

Literatur


Arnault, I., Decoux, M., De Reyer, D., Auger, J., 2010. Efficiency comparison of three attractant products against webbing clothes moth Tineola bisselliella (Hummel) (Lepidoptera: Tineidae) using an adapted four arms olfactometer. In: 10th International Working Conference on Stored Product Protection 10th International Working Conference on Stored Product Protection. 27 June – 2 July 2010, Portugal. Estoril Congress Center, pp. 77-78

Austin, E.E., and McKenny Hughes, A.W. (1932) Clothes Moths and House Moths. Economic Series 14. London: British Museum (Natural History)

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Plarre, R. (2014) Likelihood of Infestations by Tineola bisselliella from natural reservoirs. Eighth International Conference on Urban Pests, Geneva. 345–352

Krüger-Carstensen, B., Plarre, R. (2011) Outdoor trapping and genetical characterization of populations of the webbing clothes moth Tineola bisselliella (Lepidoptera: Tineidae) in the broader area of Berlin, in: Journal of Entomological and Acarological Research, 43/2 (2011) 129–135.

Plarre, R. und Krüger-Carstensen, B. (2011) An attempt to reconstruct the natural and cultural history of the webbing clothes moth Tineola bisselliella Hummel (Lepidoptera: Tineidae) Journal Ent. Acarol. Res. Ser. II, 43 (2): 83-93

Petersen, G. (1957) Die Genitalien der paläarktischen Tineiden (Lepidoptera: Tineidae). Beiträge zur Entomologie 7 (1/2): 55–176

Pospischil R. (2022) Kleidermotten – gut angepasst an zentralbeheizte Räume. DpS 01, S. 8-11

Pospischil R (2020) Motten als Materialschädlinge. DpS 10, S. 15-17

Potter M.F. ENTFACT-609: Clothes Moths. University of Kentucky Department of Entomology. Zugriff am 07.07.2021

Querner, P. (2016) Linking webbing clothes moths to infested object or other food source in museums. Studies in Conservation 61. 111-117

Wudtke, A., (2002) Möglichkeiten des Methodentransfers vom Vorratsschutz zum Materialschutz -Bekämpfung von Museumsschädlingen am Beispiel der Kleidermotte Tineola bisselliella (Hum. 1823), Lepidoptera: Tineidae, Mensch und Buch Verlag, Berlin.

Xavier-Rowe A. et al. (2018) Operation Clothes Moth: Where Preventive Conservation and Public Engagement Meet. Studies in Conservation, Vol. 63, No. S1, S445–S450

Kleidermotte – DSV Berufsverband | Deutscher Schädlingsbekämpfer-Verband e.V. (dsvonline.de)

Stephan Biebl

Dipl.Ing. (FH) Holztechnik
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