Substanzen, die der Abwehr von Schädlingen oder Lästlingen dienen
Die Abwehr von Mücken mit dampfförmigen Stoffen (z.B. Mückenspirale mit insektizidem Wirkstoff) oder repellierenden Substanzen (z.B. ätherische Öle) ist allgemein bekannt. Der Auftrag von Wirkstoffen, wie DEET, Icaridin und IR 3553 auf die menschliche Haut dient zur Vermeidung von stechenden Insekten wie Zecken oder Mücken. Natürliche Duftpflanzen, wie Patchouli-Kraut, Heiligenkraut oder Weißer Salbei werden in der Volksheilkunde zum Auslegen oder als Zutat im Räucherwerk zur Abwehr von Motten, Mücken oder gegen Schädlingsbefall benutzt.
Der Einsatz von chemischen oder natürlichen Substanzen zur Abwehr von Vögeln (z.B. verwilderte Haustauben) oder Wirbeltiere, wie z.B. Marder, Maulwurf oder Wildtiere wird mit Produkten aus dem Handel beworben.
Zur natürlichen Abwehr von Textilschädlingen, wie Kleidermotten oder Pelzkäfern, werden Produkte wie Steinkleekraut, Lavendel, Orange, Patchouli-Kraut oder -Öl, Teebaumöl, Zedernholz, Thymian, Kampfer usw. handelsüblich angeboten und seit vielen Jahren in Textil-Sammlungen verwendet. Die leicht flüchtigen Substanzen wie Paradichlorbenzol, Naphthalin und Kampfer weisen eine sehr geringe Insektentoxizität auf, aber wurden früher häufig zur Abwehr von Insekten eingesetzt (Medha et al 2021)
Die Wirkung von ätherischen Ölen, wie Nelkenöl in Kombination mit Citral oder Citronellol parfümiert mit Lavendelöl zeigte nach wissenschaftlichen Laboruntersuchungen eine Wirkung zum Schutz gegen den Zuflug von Kleidermotten. Nach längeren Versuchszeiten zeigten sich allerdings verstärkte Fraßschäden durch Kleidermottenlarven an Wollstoffen, da eine Eiablage der Weibchen trotz repellierender Substanzen erfolgte (Plarre et al 1997)
FAZIT: Aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen und praktischer Erfahrungen hat sich erwiesen, dass es keine repellierenden Substanz(en) gibt, die einen sicheren Schutz gegenüber Schadinsekten im Museum gewährleisten und zeitgleich kein Risiko für die Objekte oder den menschlichen Anwender darstellen. Aus der Möbelrestaurierung ist beispielsweise bekannt, dass ätherische Öle gute Lösemittel für Lacke und Firnisse sein können.
Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen und Verordnungen dürfen biozide Stoffe oder Zubereitungen in der europäischen Union nicht mehr verwendet oder in Verkehr gebracht werden. So gilt die Anwendung von „Mottenkugeln“ mit den Wirkstoffen Naphtalin oder Paradichlorbenzol aus heutiger Sicht als gesundheitsschädlich und umweltgefährdend.
Einzelne Fälle zeigten zudem, dass trotz Einsatz von „Mottenkugeln“ ein Schädlingsbefall mit beispielsweise Kleidermotten weiterhin aktiv vorhanden war.
Zusätzlich ist zu erwähnen, dass Repellentien aus Pflanzenteilen unter Umständen von spezialisierten Insekten als Nahrungsgrundlage genutzt werden können. So sind die Larven des Tabakkäfers in der Lage, sich trotz des schädlichen „Nikotins“, von Tabaksamen oder Tabakprodukten zu ernähren. Aber auch der Befall an pflanzlichen Repellentien in Textil-Depots durch die Larven von Lebensmittelmotten wurde beobachtet.
Neben dem Einsatz von Repellentien kamen in der Vergangenheit auch chemische Biozide zum Einsatz, die als Rückstände (siehe Tabelle Übersicht Insektizide) noch gesundheitsschädlich sein können und trotzdem ein Insektenbefall an Textilien, Leder oder Holz vorkommen kann.
Häufig werden oder wurden Textilien in Sammlungs-Kartons mit repellierenden Substanzen gegen Kleidermottenbefall bestückt.
Lavendel zur Abwehr von Kleidermottenfaltern in einem Textildepot
Paradichlorbenzol-Granulat zur Insektenabwehr in einer Museums-Vitrine
Literatur
Detmers H.B., Wohlgemuth R., Schneider E. (1992) Über die Wirkung von Steinkleekraut und Patschuligranulat auf die Kleidermotte Tineola bisselliella Hum. (Lepidoptera: Tineidae) Anz. für Schädlingskde. Pflanzenschutz, Umweltschutz 65 (5), 81-88
Medha K. et al (2021) A comprehensive review on moth repellent finishing of woolen textiles. Journal of Cultural Heritage Vol. 49, 260-271
Plarre R. et al (1997) Effects of oil of cloves and citronellol, two commercially available repelltens, against the webbing clothes moth Tineola bisselliella Hum. (Lepidoptera: Tineidae). Anz. für Schädlingskde. Pflanzenschutz, Umweltschutz 70, 45-50
Plarre R (1992) Repellent-Wirkung von Nelkenöl und Citral auf die Kleidermotte, Mitt. deutsch. Phytomed. Ges. e.V. 3 (22), 24-25
Prozell S., Borchert M (1989) Untersuchungen über die insektzide Wirkung ätherische Öle, Diplomarbeit am FB Biologie der Freien Universität Berlin, 154 S.
Shaaya E, Kostyukovsky M (2006) Essential oils: potency against stored product insects and mode of action. Steward Postharvest Rev 2 (4)
Umweltbundesamt Repellentien und Lockmittel Zugriff am 14.03.2021