Quarantäne (Isolieren)

Vermeidung einer Einschleppung oder Verbreitung von Schädlingen über Neuzugänge oder Leihgaben

Eine große Gefahr einer Einschleppung oder Verbreitung durch verschiedene Insektenarten von Museumsschädlingen ist bei Neuzugängen, Schenkungen, Leihgaben, Wander- oder Wechselausstellungen, Anlieferung von Materialien (Holz, Papier, Textilien usw.) oder auch Nutzung von beispielsweise Transportboxen aus stärkehaltigen Hölzern gegeben.

Das Isolieren von verdächtigen Objekten, wie z.B. Hölzer mit herausfallenden Fraßmehl von Nagekäfern oder Textilien mit alten Fraßspuren von Teppichkäfern, zählt auch zur Quarantäne in der täglichen Praxis. Je nach Schädlingsart ist eine geeignete Schutzhülle zur Quarantäne für das Objekt zu wählen und auf die Einhaltung des erforderlichen Klimas zu achten. Als Materialien können feste transparente Folienbeutel, versiegelbare Aluminiumverbundfolie, Kunststoff- oder Metallboxen mit Dichtungen oder auch hermetische Glasvitrinen verwendet werden. Die Dauer der Quarantäne hängt von klimatischen Bedingungen (Jahreszeit, Raumtemperatur) und dem Entwicklungszyklus des Zielorganismus bzw. dem Insekten-Stadium (Ei, Larve, Puppe, Vollinsekt) ab. Grundsätzlich gilt, je länger die Überwachungszeit desto besser. Und je höher die Temperatur im Quarantäneraum, desto kürzer wird die Überwachungszeit, da sich dann passive Insektenstadien, wie z.B. Eier oder Puppen, schneller entwickeln und damit erkannt werden können.

Die nachfolgenden Bereiche und Maßnahmen dienen zum Erkennen und Überprüfen einer möglichen Einschleppung von Schädlingen:

Prüfbereich: Auspacken, Aufbewahren und Überprüfung von Objekten oder Waren im Anlieferungsbereich oder Eingangsdepot. Falls es keinen geeigneten Raum im Gebäude gibt, können mobile Zelte, Container oder für Einzelobjekte dichte Folien(-zelte) oder Metallboxen als erstes Zwischenlager genutzt werden, wenn es die klimatischen und sicherungstechnischen Verhältnisse erlauben.

Zwischenlager: Weitere Beobachtung von verdächtigen Objekten über einen Zeitraum von mehreren Wochen bis Monaten. Separate Lagerung in einem geschlossenen Raum oder mobilen Zelt zur Abtrennung des Sammlungsbestandes. Die Qualität der Abdichtung von Räumen mit mechanischen Mitteln (z.B. Bürstenleiste oder Gummilippe) ist von der Risikoabschätzung bzw. Biologie und Entwicklungszyklus der vorkommenden Schädlingsarten (z.B. laufende oder fliegende Insekten) abhängig.

Behandlungsbereich: Raum mit Kammern für Anoxia, Wärme oder Kälte zur präventiven oder bekämpfenden Behandlung von Objekten.

Zur Umsetzung von Quarantänemaßnahmen im Arbeitsalltag oder im Rahmen der Planung von Neubauten (Stichwort: Zentraldepot) empfiehlt sich eine individuelle Strategie mit hauseigenen Verhaltensregeln, die praktisch und dauerhaft umgesetzt werden können. Eine regelmäßige Überprüfung der Quarantäne-Richtlinien aufgrund Änderungen durch z.B. personelle Strukturen, Sammlungs- oder Gebäudeerweiterung ist empfehlenswert.

Weitere Quarantänemaßnahmen: siehe Klebebänder

Literatur

Biebl S. & Querner P. (2020) Transportation of Wood Boring Beetles in Wooden Transport Boxes, Wooden Pallets, and Newly Bought Wood in Museums, Studies in Conservation, 66:1, 44-50

Kwindt M. Smyk L (2011) Building with pest management in mind: a case study from the Canadian Museum for Nature. In: Windsor, P. et al. (Hg.), Integrated Pest Management for Collections. Proceedings of 2011: A Pest Odyssey, 10 Years Later. English Heritage, Swindon. 46-54

Piening H. (1999) Das Depot im Depot: Gasdichte Klimazelte für Notlagerungen, Restauro, 105, Heft 4, S. 286-287

Stephan Biebl

Dipl.Ing. (FH) Holztechnik
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