Regulierung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit
Zur Entwicklung und Ausbreitung benötigen Insekten bestimmte Rahmenbedingungen bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Da Insekten zu den wechselwarme Tieren gehören, führt eine erhöhte Temperatur meist zur Erhöhung der Aktivität und Vermehrung, wie man während der Sommermonate über das Monitoring mit Insektenfallen beobachten kann.
Klimaüberwachung in einer historischen Bibliothek (Aufnahme 11. Februar)
Kühlung von Archivräumen (als Sondermaßnahme), um die starke Entwicklung eines Insektenbefalls im Sommer zu bremsen.
Trockenhaltung als alternative Bekämpfungsstrategie
Durch Veränderung der lebensnotwendigen Temperatur- oder Luftfeuchte-Bedingungen kann ein Insektenbefall verlangsamt oder sogar zum Erliegen kommen. Speziell beim Gemeinen bzw. Gewöhnlichen Nagekäfer (Anobium punctatum) im Holz kann die Absenkung der Luftfeuchtigkeit im Raum zu einer Reduzierung der Holzfeuchte führen, die ab einem bestimmten Wert nicht mehr zum Überleben der Larven ausreicht. Es ist bekannt, dass in zentralklimatisierten Räumen mit relativen Luftfeuchtewerten unterhalb 60% kein Befall durch den Gewöhnlichen Nagekäfer (Anobium punctatum) vorkommt. Dies zeigt nicht nur die Praxis, sondern auch wissenschaftliche Untersuchungen und Fachbeiträge (Becker 1942, Stengaard Hansen 1998 und Biebl 2021).
Praxisbeispiel
Langjährige Beobachtungen aus einem Museumsdepot in Bayern zeigten eine Reduzierung von aktivem Nagekäferbefall mit Hilfe eines Absorptionstrockners (siehe Bild nachfolgend), der die Luftfeuchte im Raum auf maximal 50% über eine längere Zeitdauer regelte. Aufgrund praktischer Erfahrungen und aus Sicht des Verfassers (Biebl 2021) kann eine dauerhafte Trockenhaltung als alternative Bekämpfungsstrategie für Räume bei einem Befall durch den Gemeinen Nagekäfer angesehen werden.
Literatur
Becker, G. (1942) Ökologische und physiologische Untersuchungen über die holzzerstörenden Larven von Anobium punctatum De Geer, Z. Morph. Ökol. Tiere, 39: 98-152
Berry et. al. (1993) The status of Anobium punctatum and Hylotrupes bajulus in buildings in the United Kingdom. Paper presented at the 24th Conference of the International Research Group on Wood Preservation Orlando, USA. 16-21
Biebl S. (2021) Diagnose von aktivem Holzwurmbefall: Update 2021. Restauro, Ausgabe 6, S. 28-34
Brimblecombe P., Sterflinger K., Derksen K., Haltrich M. and Querner, P. (2022) Thermohygrometric Climate, Insects and Fungi in the Klosterneuburg Monastic Library. Heritage 2022, 5, 4228–4244
Child R.E. (2007) – Insect damage as a function of climate. Museum Microclimates, National Museum of Denmark, 57-60
Fleischer G. (2021) Raumklimamonitoring von Museen und Depots in historischer Bausubstanz. Erschienen in: Schützen und Erhalten – mit Sachverstand und Handwerkskunst, Tagungsband der 31. Hanseatischen Sanierungstage. 4. bis 6. November 2021, Frauhofer IRB Verlag. Seite 433-443
Kotterer M., Großeschmidt H. (2008) Klima in Museen und historischen Gebäuden. Vom konservatorisch richtigen Heizen und Lüften. VDR-Beiträge zur Erhaltung von Kunst- und Kulturgut, Heft 1, S. 87-100
Noldt U. und Michels H. (2007) Holzschädlinge im Fokus. Alternative Maßnahmen zur Erhaltung historischer Gebäude. Beiträge der internationalen Tagung im LWL-Freilichtmuseum Detmold/Westfälisches Landesmuseum für Volkskunde. 265 Seiten
Querner P., Sterflinger K., Derksen K., Leissner J., Landsberger B., Hammer A., Brimblecombe P. (2022) Climate Change and Its Effects on Indoor Pests (Insect and Fungi) in Museum. Climate 10(7), 103
Stengaard Hansen L. (1998) The common furniture beetle in Danish churches: pest densities and moisture conditions monitored for three years. In: Ackerlund M. (Hg.), Proceedings of the 3rd Nordic Symposium on Insect Pest Control in Museums, PRE-MAL, Stockholm. 130-138