Als Fluch der Vergangenheit oder treffend benannt als „Büchse der Pandora“ gilt die Belastung von Exponaten in Museen oder historischen Gebäuden (z.B. Freilichtmuseen), wo in der Vergangenheit chemische Bekämpfungen (zum Teil mehrfach) durchgeführt und Kulturgüter, wie Holz oder Textilien mit PCP, Lindan oder anderen Chemikalien behandelt wurden. In vielen Bibliotheken oder Kirchen gelten Oberflächen als kontaminiert, wie es aus Naturkundemuseen bei Tierpräparaten mit Arsen bekannt ist. Immer wieder kommt es auch zu einem Kleidermottenbefall an pestizidbelasteten Textilien oder Nagekäferbefall an holzschutzmittelbelasteten Gebäuden, wo man auf eine Resistenz der Schadinsekten über längere Zeit-Epochen zurückführen kann. Aus diesem Grund wird in den meisten Museen bei der Schädlingsbekämpfung stark darauf geachtet, ohne chemische Wirkstoffe auszukommen.
Anzeichen von möglichen Pestizid-Rückständen sind Farbveränderungen, Kristalle, weißer Staub auf Objekten oder Oberflächen und in manchen Fällen wahrnehmbare Gerüche.
Rückstände von früheren Behandlungen können mit technischen Hilfsmitteln, wie mobile Röntgenfluoreszenz(RF)-Analysatoren oder mobile Raman- und FTIR-Spektroskopie für die In-situ-Messung von chemischen Wirkstoffen, in Sammlungen erfasst und gemessen werden. Staub- oder Raumluftproben können zur Analyse von Rückständen in Räumen ebenfalls genutzt werden.
Nachfolgende Experten und Dienstleister sind auf Beratung, Analyse und/oder Dekontamination im Museumsbereich oder bei historischen Gebäuden spezialisiert:
Literatur
Kontaminiert – Dekontaminiert, Strategien zur Behandlung biozidbelasteter Ausstattungen Inhalte, Projekte, Dokumentationen, Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 13 Hrsg.: Bayern, Landesamt für Denkmalpflege, München 2016, 144 Seiten
Feuersenger M. (2018) Und ewig droht der Mottenbefall – Insektizidausrüstungen an Vogelbälgen im Fraßtest. Der Präparator 64, S. 38-47
Forschungsallianz Kulturerbe (2014) Schadstoffe in Museen. Begleitheft zum Symposium im Residenzschloss Dresden, 50 Seiten
Found C. and Helwig K. (1995) The reliability of spot tests for the detection of arsenic and mercury in natural history collections: A case study. Collection Forum, 11 (1). pp. 6-15
Rotberg W. et.al. (1997) PCP-Pilotsanierung durch ein feuchtegekoppeltes thermisches Verfahren, In: Umwelt Bd. 27, Nr. 5, S. 56-59
Schieweck A., Salthammer T. (2014) Schadstoffe in Museen, Bibliotheken und Archiven. Fraunhofer IRB Verlag. 2.Auflage. 275 Seiten
Spiegel E. et al. (2019) Ambient- und Humanbiomonitoring von toxischen Metallen und Organochlorbioziden an einer naturkundlichen Sammlung. Restauro Nr. 2. S. 32-35
Stiftung Deutsches Historisches Museum (2015) Segen und Fluch: Biozide
Verwendung, Analytik, Bewertung. Biozid-Forschungsprojekt BAM-DHM. 54 Seiten. Zugriff 20.03.2021
Tello H. (2015) Handle with Care – Altlasten präventiver Konservierungen in musealen Sammlungen. In: Segen und Fluch: Biozide – Verwendung, Analytik, Bewertung. Deutsches Historisches Museum, 2015, S. 6 – 11. Online unter: https://www.dhm.de/fileadmin/medien/relaunch/sammlung-und-forschung/Publikationen/Biozide_Publikation_Ansicht.pdf, zuletzt aufgerufen 08. 05. 2018.
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Wetzenkircher M. und Tobisch V.L. (2016) Gefahrstoffe in Museumsobjekten. Erhaltung oder Entsorgung. Beiträge zum Symposium des Technischen Museums Wien, 250 Seiten
Wildgruber O., Handelmann H., Weidner A. (2012) Umgang mit kontaminiertem Kulturgut. Museum aktuell Nr. 194. S. 12-15
Winkler K., Föckel A., Unger A. (2002) Das Vakuumwaschverfahren, Dekontamination belasteter Hölzer im Einbauzustand, in Restauro, Vol.5, 339-343
WTA Merkblatt 1-8-13/D Dekontamination von Holzschutzmittel belastetem Holz I: Ermittlung und Gefährdungsbeurteilung, Hrsg.: Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmal-pflege e.V. -WTA-, Referat 1 Holz/Holzschutz, München 2014, 26 S.
WTA Merkblatt 1-9-13/D Dekontamination von Holzschutzmittel belastetem Holz II: Abreicherung von Holz Hrsg.: Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V. -WTA-, Referat 1 Holz/Holzschutz, München 2014, 26 S.
Zalewski P. (2014) Biozidbelastete Kulturgüter. Grundsätzliche Hinweise und Texte zur Einführung in die Problematik. (Hg.) Paul Zalewski: Bericht über das EU-/ESF-Projekt “Kleine und Mittlere Unternehmen und Wissenschaft im Dialog. Dekontamination von Kulturgütern. 262 Seiten