Holzschädling in Fachwerkhäusern, Freilichtmuseen und historischen Gebäuden
Gescheckter oder Bunter Nagekäfer Xestobium rufovillosum
Biologie: Erwachsene Käfer sind 5-9 mm groß und braun mit gelben Haarbüscheln gefärbt. Diese unregelmäßige Fleckenbezeichnung hat zum Namen Gescheckter oder Bunter Nagekäfer geführt. Die Weibchen legen bis zu 100 Eier in die alten Fraßgänge ab. Die Larven benötigen 5-10 Jahre für ihre Entwicklung und können nach Forschungsarbeiten unter Umständen sogar bis zu 15 Jahre im Holz verweilen. Die optimale Entwicklungstemperatur der Larven liegt zwischen 22°C und 25°C, die Minimalfeuchtigkeit, bei der eine Larvenentwicklung möglich ist, beträgt 25%. Die erwachsenen Käfer haben eine Lebenserwartung von 2 Monaten. Die Antennen sind kurz mit drei vergrößerten Endgliedern.
Lebensweise: Der Gescheckte Nagekäfer, auch Totenuhr genannt, ist ein häufiger Holzschädling bei historischen Gebäuden mit Eichenbalken in Verbindung mit feuchtem Holz (Ridout 2000). Im Freien leben die Larven des Bunten Nagekäfers im abgestorbenen Holz (vor allem Eiche, aber auch Ulme, Birke, Walnuss, Erle und Pappel), das von Pilzen befallen ist. Im Haus findet man sie im Holz, wo einst eine Pilzinfektion vorhanden war. Zur Eilarvenentwicklung ist pilzbefallenes Holz (Laub- und Nadelholz) notwendig, ältere Larven können sich auch in gesundem Holz entwickeln. Eine mechanische Schwächung durch Pilzbefall scheint gerade im Anfangsstadium eines Befalls wesentlich (Höpken 2019).
Das Klopfen auf Holz geschieht mit dem Kopf und dient dem Finden der Geschlechtspartner, wobei beide Geschlechter klopfen. Daher kommt der Name Totenuhr.gegeben. Siehe auch YouTube-Video.
Schäden: Fraßschäden am von Pilzen besiedeltem Holz sowie die kreisrunden 3-4 mm Ausfluglöcher an der Holzoberfläche. Besonders Fachwerkgebäude sowie Balkenköpfe in Kirchen und Fenstern werden vom Gescheckten Nagekäfer befallen, da hier häufig feuchtes Holz vorkommt.
Monitoring | |
Käfer | Larven |
Klebefallen oder Papierabklebungen | Fraßgeräusche nur mit technischen Hilfsmitteln detektierbar |
Literatur
Belmain, S.R. (1998) Biology of the Death-watch Beetle (Xestobium rufovillosum). De Geer, (Coleoptera: Anobiidae)”. University of London, PhD thesis: 214 pp.
Belmain, S.R., Blaney, W.M., Simmonds, M.S.J. (1999): Death-watch beetle, Xestobium rufovillosum. Historical buildings: monitoring the pest and its predators. Entomologia Experimentalis et Applicata 93: 97-104
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Campbell, W. G.; Bryant, S. A. (1940) A chemical study of the bearing of decay by Phellinus cryptarum Karst and other fungi on the destruction of wood by the death-watch beetle (Xestobium rufovillosum de G.). In: Biochem. J. 34 (10-11), S. 1404–1414
Bunter oder gescheckter Nagekäfer (Xestobium rufovillosum) (holzfragen.de) Zugriff am 24.04.2021
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Grosser D. (2016) Der Gescheckte Nagekäfer (Xestobium rufovillosum) – Ein Trockenholzinsekt oder Feuchtholzinsekt? Schützen und Erhalten, September. 10-12
Höpken M. (2019) Der Gescheckte Nagekäfer Xestobium rufovillosum (DE GEER, 1774): Nahrungspräferenzen und Lebensgewohnheiten. Erschienen in: Tagungsband Deutsche Holzschutztagung Dresden 4. und 5. April 2019. Hrsg. Institut für Holztechnologie Dresden, 160-168
Noldt, U. et al (2009) Aachener Dom und holzzerstörende Insekten – Befunde, Monitoring, Bekämpfung, Nachsorge und Ergebnisse. Berlin; Wien; Zürich 2009. Beuth. Erschienen in: Europäischer Sanierungskalender 2010 : Bauwerksdiagnostik und Sanierung, S. 75-93
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Ridout B. (2000) Timber and Decay in Buildings: The Conservation Approach to Treatment. London: E & FN. Spon