Holzschädlinge in Museen, Sammlungen und Galerien






Splintholzkäfer (Lyctus spp.)
Biologie Es gibt viele verschiedene Splintholzkäferarten, die zur Familie der Bohrkäfer (Bostrichidae) gehören. Nachfolgende Arten sind für die Praxis relevant und beschrieben:
Splintholzkäfer können eine Entwicklungsdauer zwischen 1-4 Jahren haben. In der Regel gibt es bei den meisten Arten zwei Generationen pro Jahr, wo die zwischen 3 und 8 mm großen Käfer das Holz über 1,5 bis 2mm große runde Ausfluglöcher verlassen. Beim Braunen Splintholzkäfer leben Weibchen bis zu 6 Wochen und Männchen nur 2 bis 3 Wochen. Die Käfer sind meist dämmerungsaktiv und werden von Lichtquellen angezogen (siehe Monitoring).
Lyctus cavicollis ist in Nordamerika endemisch (Geis, 1996). Nach Einschätzung von Geis (mündliche Mitteilung vom 10.11.2021) ist Lyctus cavicollis inzwischen die häufigste Art der Splintholzkäfer in Deutschland und Nachbarländern. Freilandfunde kommen im ganzen Bundesgebiet vor, was bei einer Befallsermittlung unbedingt zu beachten ist. Der heimische Parkettkäfer (Lyctus linearis) wird aktuell kaum mehr gefunden, weder im Freiland noch synanthrop.
Merke: Splintholzkäfer werden bei falscher Bestimmung häufig mit den vom Körperbau ähnlichen Reismehlkäfern (Tribolium spp., Vorratsschädlinge) verwechselt. Die genaue Bestimmung der jeweiligen Lyctus-Art sollte von einem Experten vorgenommen werden.
Lebensweise Die holzzerstörenden Larven sind an stärke- und eiweißreiche Nahrung gebunden, die sie im Splintbereich von Laubhölzern vorfinden. Zu den gefährdeten Holzarten gehören nach Literaturangaben und praktischer Erfahrung Ahorn, Abachi, Bambus, Bongossi, Eiche, Esche, Fromager, Hickory, Illomba, Kastanie, Limba, Meranti, Nussbaum, Pappel, Ramin, Rattan, Robinie, Ulme, Weide, Walnuß und gelegentlich Kirsche. Für die Entwicklung optimale Holzfeuchte liegt bei 16 Prozent, als untere Grenze bei 8 Prozent.
Schäden Befallen wird in der Regel nur relativ frisches Holz, wie Bilderrahmen, Transportkisten mit Laubholz(deck)furnier, Kunstinstallationen (Skulpturen, Baumstämme o.ä.) aber auch Laubhölzer in Gebäuden, wie Parkettböden, Türrahmen, Randleisten, Vitrinen.

Bohrmehlspuren von Splintholzkäfern an einer Transportkiste im Depot

Ausfluglöcher (1-2mm) von Splintholzkäfern und entdeckter Fraßschaden am Furnier einer Transportkiste im Museum
| Monitoring | |
| Käfer | Larven |
| Klebefallen, Papierabklebungen (Ausfluglöcher), Lichtfallen | Fraßgeräusche nur mit technischen Hilfsmitteln detektierbar |
Literatur
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