Integriertes Schädlingsmanagement schriftlich festhalten und regelmäßig nutzen
Zur visuellen Dokumentation eignen sich Gebäudepläne oder Skizzen mit Angaben zu den verschiedenen Räumen, wie Ausstellung, Nebenräume oder Depoträume. Im ersten Schritt empfiehlt sich eine Einteilung sämtlicher Räume im Gebäude nach Risikozonen (risk zones) und gefährdete Objekte mit unterschiedlichen Materialien (Holz, Papier, Textil, Pflanzen, Lebensmittel, sonstiges). Siehe nachfolgende Abbildung.
Übersichtsbeispiel zu Risikozonen in einem Museum:
Rot = Hohes Risiko (Wolle, Federn)
Orange = Mittleres Risiko (Wolle, Federn in Vitrinen)
Gelb = Leichtes Risiko (Holz, Metall, Bücher)
Nach Einteilung von Risikozonen kann für jeden Raum oder Gebäudeteil ein Fallenplan und eine Kontroll-Liste erstellt werden. Dies dient zur Übersicht und Hilfe beim Auffinden von ausgelegten Fallen oder als Information für Reinigungspersonal oder Fremdfirmen (externe Restauratoren, IPM-Berater oder Schädlingsbekämpfer/innen). Das Aufhängen eines Fallenplans an der Türe oder Eingang eines Depotraums ist nützlich, um einen Überblick der vorhandenen Fallen jederzeit parat zu haben. Digitale Pläne können im Form einer mobilen Datenquelle (z.B. Tablet) beim Arbeiten vor Ort mitgeführt und direkt über Listen (z.B. Excel-Tabellen) die Funde und Ergebnisse eingetragen werden.
Beispiel eines Fallenplans in einer Gebäudeebene (Insektenfallen pro Stockwerk)
Beispiel einer Kontroll-Liste für das regelmäßige Monitoring:
Nr. | Stockwerk | Standort | Fallenart | Platzierung | Schädlinge |
1 | EG | Ausstellung | Klebefalle | Boden | 1 Kellerassel |
2 | OG | Depot | Mottenfalle | Regal | 5 Kleidermotten |
3 | OG | Bibliothek | S-Trap | Boden | 2 Papierfischchen |
Kontrollintervalle
Wie viele und wie oft man Insektenfallen aufstellen und wechseln sollte, hängt nicht nur von Temperatur, Jahreszeit, Insektenart (fliegend/kriechend) und dem Entwicklungszyklus ab, sondern auch von der Gefährdung von Gegenständen, dem Befallsdruck durch Schädlinge und letztlich von der Haltbarkeit/Nutzungsdauer einer Falle oder eines Pheromons bzw. Köders. Hohe Staubbelastung oder Luftwechselraten können die Wirkung von Lockstoff- oder Klebefallen negativ beeinflussen und reduzieren. Einen allgemeingültigen Leitfaden kann es daher nicht geben und das Monitoring muss immer den örtlichen Gegebenheiten angepasst und regelmäßig auf Änderungen kontrolliert werden.
Tipp: Bei der Planung oder Überprüfung von bestehenden Überwachungssystemen gemäß IPM, können externe IPM-Experten oder Kollegen/innen mit praktischer Erfahrung zu Rate gezogen werden.
Datenerfassung
Eine neue, vereinfachte Tabellenvorlage im Excel-Format zur Berechnung der Schädlingsaktivität wurde auf der IPM-Konferenz in Stockholm 2019 vorgestellt (siehe Literatur oder kostenloser Permalink). Kommerzielle Software zur Dokumentation kann auch über spezielle Anbieter, wie z.B. Zpest Tracker oder Conserv (beide USA) oder europäische Dienstleister aus der Schädlingsbekämpfer-Branche bezogen und modifiziert werden.
Die Datenerfassung mit Analyse und Darstellung wurde in der bisherigen IPM-Literatur nur sehr wenig und unterschiedlich behandelt. Durch fehlende Standards können verschiedene Formen der Darstellung von Datensätzen in der Praxis vorkommen. Neue Entwicklungen zur Datenanalyse, wie der sogenannte Pest Occurrence Index (POI) beziehen die Fläche des untersuchten Raums, als auch die Anzahl der Fallen mit ein (siehe Angaben in den Literaturquellen). Ein weiterer Faktor für den POI wäre die Zeitdauer zwischen den Kontrollintervallen der eingesetzten Fallen.
Neben schriftlicher Aufnahme von Monitoring-Ergebnissen können auch Bilder von Schädlingen (Insekten, Spuren usw.) mit Kameras, Smartphone oder weiteren Hilfsmitteln zur Unterstützung der Dokumentation genutzt werden. Siehe auch digitale Schädlingsbekämpfung.
Literatur
Baars C. and Henderson J. (2021) Analysing and presenting pest occurrence data. Museumspests.net
Baars C. and Henderson J. (2020) Novel ways of communicating museum pest monitoring data: practical implementation In: Integrated Pest Management (IPM) for Cultural Heritage: proceedings from the 4th International Conference in Stockholm, Sweden, 21–23 May 2019, edited by L. Nilsen, and M. Rossipal, 61-70 Available at: https://www.diva-portal.org/smash/get/diva2:1389000/FULLTEXT01.pdf (accessed 4 January 2022).
Baars C. and Henderson (2021) Integrated Pest Management: From Monitoring to Control. In book: Integrated Pest Management for Collections Proceedings of 2021: A Pest Odyssey, The Next Generation pp.142-147
Brimblecombe P. and Querner P. (2024) Investigating insect catch metrics from a large Austrian museum. Journal of Cultural Heritage. Vol.66 / 2024, 375-383
Doyle, A., Pinniger, D.B. and S. Ryder (2007) ‘Risk Zones for IPM: From Concept to Implementation’, Collections Forum 22/1-2, 23-31
Henderson J., Baars C. & Hopkins S. (2020) Standardizing and communicating IPM data In: Integrated Pest Management (IPM) for Cultural Heritage: proceedings from the 4th International Conference in Stockholm, Sweden, 21–23 May 2019, edited by L. Nilsen, and M. Rossipal, 53-60
Strang T. and Jacobs J. (2018) Seeing is Believing, A Fourteen-Year Study on Efficacy and Economics of Visual Inspections to Protect A Large Mammal Collection from Insect Pests. Collection Forum 32(1-2):59-90
Weiter Informationen zur Dokumentation finden Sie auch im IPM Handbuch 2016 oder unter Informationen.