Ausstellungsdekoration

Einschleppungsquelle von Insekten oder Schimmelpilzen

Eine Einschleppung von Schädlingen ins Gebäude über Wechsel- bzw. Sonderausstellungen kann mit verschiedenen Materialien erfolgen. Zur Ausstellungsdekoration oder auch direkt als KUNST werden häufig unterschiedlichste Objekte oder Gegenstände verwendet, wie die nachfolgende Auflistung von Beispielen aus der Praxis zeigt:

  • Bäume, Pflanzen, Zweige, Blätter, Blütenstaub usw.
  • Brennholz, Baumstämme, Einbäume aus Holz
  • Topfpflanzen, Blumenerde
  • Holzkisten, Holzpaletten, Palmholzkörbe
  • Saisonale Dekoration (z.B. Weihnachtsbaum, Holzkrippen)
  • Tierische Haare, Federn, Tierfelle oder menschliche Haare
  • Papier, Pappe, Kartonagen
  • Wolle, Filzstoffe
  • Bienenwachs
  • Lebensmittel (z.B. Getreide, Weizenkörner, Reis, Gewürze, Backwaren, Lebkuchen, Milch, Brot, Kartoffelchips usw.)

Praxisfall 1: Frischer Baumstamm als Exponat in Wechselausstellung

Ein frisch gefällter Baumstamm mit Rinde wurde nach Reinigung mit einem Dampfstrahler in einen Ausstellungsraum gebracht. Innerhalb kurzer Zeit entstand im Ausstellungsraum ein sichtbares Schimmelpilzwachstum am Holz (siehe Bild rechts unten). Der Schimmelpilzbefall war möglich, da das Holz über den Querschnitt eine hohe Materialfeuchte besaß und trotz präventiver Wärmebehandlung (ca. 1 Woche) in einer Holztrocknungskammer weiterhin Feuchte über die Oberfläche abgeben konnte.

Die Zielstellung “Insektenbekämpfung” im Rindenbereich konnte durch eine kurzzeitige Hitzebehandlung (ohne Trocknung) erreicht werden. Nicht erreicht werden konnte die Austrocknung über den kompletten Stammquerschnitt, was bei Umlufttrocknung mehrere Wochen (von saftfrisch auf unter 15 u%.) oder bei scharfer Vakuumtrocknung (mit unvorhersehbarer Rissbildung) mindestens 2-3 Wochen (von saftfrisch auf unter 15 u%) dauern kann.

Hintergrund: Die meisten Schimmelpilze wachsen bei Luftfeuchten von über 85%, viele können aber auch bei 70%
wachsen. Die Luftfeuchte muss nicht im gesamten Raum hoch sein, es genügt ein Mikroklima an der Holzoberfläche, das bei erhöhter Holzfeuchte erzeugt wird. Entscheidend für das Wachstum ist die Temperatur, die im Durchschnitt bei Schimmelpilzen um die 20°C und höher liegt.

Lösung: Nach dem Stand der Technik (Winter et al. 2004) kann bei einer Verwendung von trockenem Holz mit einer
mittleren Ausgleichsfeuchtigkeit von 15 ± 3 u% ein Schimmelbefall ausgeschlossen werden.


Praxisfall 2: Baumstämme mit Rinde als Dekoration für Dauerausstellung

Im Rindenbereich (Splintholz) von Laubholzstämmen wurde der gekämmte Nagekäfer eingeschleppt (siehe Foto unten rechts). Ein Monitoring mit Papierabklebungen und Risikobewertung ergab, dass der Befall nur sehr lokal vorliegt und ein Austausch oder Bekämpfung nicht zwingend notwendig ist, da die Bäume keine historische Bedeutung haben und die Gebäudestruktur nicht gefährdet wird.


Praxisfall 3: Getreidekörner zur Dekoration für Wechselaustellung

Für Ausstellungen zum Thema Nahrung werden vereinzelt Lebensmittel in Vitrinen oder offen präsentiert, die für Vorratsschädlinge, wie Lebensmittelmotten, Kornkäfer, Schwarzkäfer oder Diebskäfer eine Nahrungsgrundlage sein können. Es kann zwischen einer Einschleppung mit befallener Ware oder Befall durch Zuwanderung/Zuflug unterschieden werden, wenn es sich um historische Gebäude handelt.

Diebskäfer in einem Ausstellungexponat mit Getreidekörnern

Stephan Biebl

Dipl.Ing. (FH) Holztechnik
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D-83671 Benediktbeuern

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Fax 08857 – 69 70 41
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Schädlinge nach Werkstoffen sortiert

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