Silikatstäube

Trocknungsstäube mit dauerhafter physikalischer Wirksamkeit

Die pulverförmigen Stäube bestehen als Wirkstoff meist aus amorphen Kieselgur/Diatomeenerde bzw. Siliciumdioxid und werden in der EU als Biozidprodukt der Produktart 18 (Insektizide, Akarizide und Produkte gegen andere Arthropoden) zugeordnet. Der zugelassene Wirkstoff Siliciumdioxid/Kieselgur ist u.a. für den Einsatz im Lebensmittelbereich (Hygiene) sowie in Bio-Betrieben geeignet. Die meisten Produkte sind nach Herstellerangaben für professionelle Anwender vorgesehen und gegen kriechende Insekten (siehe Anwendung) geeignet. Die letale Wirkung des Pulvers hängt sehr stark von der Aufnahmemenge und erfordert eine bestimmte Dosierung pro Fläche bzw. Laufmeter nach Herstellerangaben.

Das staubförmige Material kann entweder als Pulver (abgefüllt in Eimer oder Plastikflasche mit Kanüle) oder als wässrige Suspension mit einer Spraydose ausgebracht werden. Neben der Hohlraumbehandlung können die Stäube auch als zusätzliche Barriere an Wänden oder Böden (z.B. in Randfugen) eingesetzt werden. Eine offene Ausbringung auf Flächen ist nicht empfehlenswert, wenn diese regelmäßig gereinigt oder feucht gewischt werden. Durch eine austrocknende Wirkung auf organische Materialien, ist die Anwendung auf bzw. an Objekten, wie z.B. Textilien oder Papier, nicht empfehlenswert.

Kieselgur wird aus natürlich vorkommendem Ablagerungen von fossilen Kieselalgen gewonnen und wirkt primär durch die Zerstörung der als Wasserbarriere dienenden Wachsschicht der Insektencuticula (Exoskelett), mit anschließender Dehydration des Insekts. Von der Europäischen Kommission wurde der Wirkstoff 2008 als unbedenklich für die Gesundheit von Mensch und Tier eingestuft sowie auch ohne negativen Auswirkungen auf das Grundwasser oder die Umwelt.

Siliciumdioxid (SiO2) gilt als das Mineral, das am häufigsten in der Erdkruste zu finden ist. Nichtkristallines (amorphes) SiO2 kommt natürlich in weitgehend reiner Form – auch in vulkanischen Gläsern und Tektiten – vor. Synthetisches SiO2, das meist amorph (chem. “ohne Gestalt”) vorliegt, wird großtechnisch in unterschiedlichen Prozessen in großen Mengen erzeugt. In der Lebensmittelindustrie wird SiO2 unter der Bezeichnung E 551 als Trennmittel eingesetzt. Amorphes Siliciumdioxid gilt nach gesundheitlicher Bewertung von Nanomaterialien (BfR, Bund 2010) als weitgehend ungefährliches Material. Dagegen kann kristallines SiO2 in Form von Quarzstaub “Silikose” auslösen.

Vorteile

  • Physikalisch wirksam (ungefährlich)
  • Sehr dauerhaft
  • Keine Resistenzbildung
  • Material ist biologisch abbaubar
  • Haftung auf vertikalen Flächen als wässrige Suspension
  • Keine Staubentwicklung bei wässriger Suspension (Spray)

Nachteile

  • Teilweise durch Feuchte in Wirkung beeinträchtigt.
  • Dosierung schwierig und Erfahrung beim Ausbringen erforderlich.
  • Staubentwicklung bei pulverförmigen Produkten
  • Weißlicher Pulverbelag bei wässriger Suspension

Anwendung

Silikatstäube werden häufig in historischen Gebäuden gegen Diebskäfer (z.B. Kugelkäfer oder Messingkäfer) oder bei Befall durch Fischchen (z.B. Papierfischchen) eingesetzt. Bei vorratsschädlichen Insekten kommt amorphes Siliciumdioxid nach Pflanzenschutzrecht seit vielen Jahren zum Einsatz. Im Einzelfall können auch materialschädigende Ameisen oder Lästlinge (z.B. Bettwanzen, Vogelmilben) damit bekämpft werden. Zu beachten sind die Herstellervorschriften oder Standards für professionelle Anwender, wie beispielsweise die Technischen Regeln und Normen der Schädlingsbekämpfung (TRNS 2019).

Literatur

Felke M. und Kleinlogel B. (2014) Amorpher Silikatstaub
gegen Insekten und Milben. Der praktische Schädlingsbekämpfer, Ausgabe 4, S. 14-16

Schmidt A.L. (2022) The Battle against Pests in a Victorian Home: A Case Study of the Effect of Diatomaceous Earth, Studies in Conservation. Ahead of Print

Schöller M. (2006) Zeitgleicher Einsatz von Kieselgur und Lagererzwespen? Der praktische Schädlingsbekämpfer 7-8, S. 18

Ulrichs Ch. et al. (2008) Insektizide Wirkung eines natürlichen Silikates (AL06) im Vergleich zu anderen silikathaltigen Stäuben gegenüber dem Kornkäfer: Sitophilus granarius (L.), Mitt. Dtsch. Ges. Allg. Angew. Ent. 16, S. 269-272

TRNS (2019) Technische Regeln und Normen der Schädlingsbekämpfung. Standards für den professionellen Anwender. Gesundheits- und Vorratsschutz. Beckmann Verlag. 3. Auflage, 268 pp.

Wakil W. et al. (2021) Persistence and efficacy of enhanced diatomaceous earth, imidacloprid, and Beauveria bassiana against three coleopteran and one psocid stored-grain insects. Environmental Science and Pollution Research 28(18) 23459–23472

Stephan Biebl

Dipl.Ing. (FH) Holztechnik
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