Insektenbestimmung

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Toxische Begasung

Anwendung von Begasungsmitteln zur Bekämpfung von Insekten in und an Gebäuden

Bei einer Begasung wird ein Raum oder Gebäude mit einem toxischen Gas geflutet, das durch Objekte wie Holz, Tierpräparate oder Textilien komplett hindurch diffundiert und auch durch anschließendes “Lüften” wieder entweicht. Durch gasdichte Folien können transportable Gegenstände oder stationäre Objekte (z.B. Kirchenausstattung oder Lagerregale) auch in einer flexiblen Einhausungen begast werden.

Frühere Begasungsmittel waren Methylbromid (Brommethan / MeBr), Phosphin (Phosphorwasserstoff / PH3), Ethylenoxid, Cyanwasserstoff (Hydrogencyanid oder Blausäure / HCN), Schwefelkohlenstoff, Tetrachlorkohlenstoff und Ethylendichlorid. Diese hochtoxischen Gase sind in den meisten Ländern der Erde mittlerweile nicht mehr erlaubt oder finden aufgrund schädlicher Veränderungen an Kunstobjekten schon länger keine Anwendung mehr.

Die toxischen Begasungsmittel Bluefume (HCN) oder Phosphin (PH3) werden aktuell noch in der Schädlingsbekämpfung gegen Insekten oder Schadnager verwendet. Während Bluefume (HCN) als Biozid die Zulassungen für Produktart 8 (Holzschutz), 14 (Rodentizide) und 18 (Insektizide) hat und u.a. bei Rundhölzern oder Balken in Containern zugelassen ist, haben Phosphin-Präparate (Aluminium- oder Calciumphosphid) meist eine Zulassung für die Bekämpfung von z.B. Wühlmäusen usw.

Das Begasungsmittel Vikane mit dem Wirkstoff Sulfuryldifluorid gilt (Stand 08-2024) als einziges zugelassenes gasförmiges Biozid im Bereich Produktart 8 (Holzschutz), welches speziell in Freilichtmuseen oder Kirchen zum Einsatz gegen holzzerstörende Insekten kommt. Die erste Begasung einer Kirche mit Vikane in der Europa, wurde durch Binker 1993 beschrieben. Die Bekämpfung erfolgt i.d.R. gegen den Gemeinen Nagekäfer oder in selteneren Fällen gegen den Hausbockkäfer. In der Produktart 18 (Insektizide) ist der Wirkstoff Sulfuryldifluorid mit dem Namen Profume im Bereich Vorratsschutz zugelassen. Hier können Bekämpfungen gegen Schadinsekten in Gebäuden durchgeführt werden, wie es beispielsweise beim Messingkäfer oder Kugelkäfer (Ptinidae) in historischen Gebäuden der Fall ist. Die Anwendung ist nur konzessionierter Fachfirmen mit firmenbezogener Erlaubnis erlaubt und erfordert langjährige praktische Erfahrungen.

Da die sogenannten “reaktiven Gase” unter Umständen eine chemische Reaktion mit anderen Materialien eingehen können, ist die Anwendung im kulturhistorischen Bereich eingeschränkt, wenn das Risiko einer möglichen Veränderung von Farben oder Oberflächen bei Objekten besteht. Siehe dazu auch Schäden durch chemische oder physikalische Behandlungen.

Schäden bzw. Objekt-Veränderungen durch reaktive Gase an Objekten oder Gebäuden wurden in der Vergangenheit über die Forschung oder Praxisfälle bekannt (Koestler 1993 oder Emmerling 1995). Bei den bekannteren Schadensfällen handelte es sich überwiegend um Fehlanwendungen (z.B. Phosphin bei Objekten mit Goldfassung) oder ungünstige Bedingungen, wie sehr hohe Luftfeuchten während der Begasung. Vor einer Anwendung empfiehlt sich grundsätzlich eine Risikoabschätzung durch Fachleute wie Restauratoren:innen oder Sachverständige, ob das gewählte Begasungsmittel zu möglichen Schäden oder Veränderungen an Fassungen, Farben oder Pigmenten führen könnte.

Aktuell wird von unterschiedlichen Experten aus ganz Deutschland an dem neuen WTA-Merkblatt 1-18 für Begasung gearbeitet, um ein aktuelles Regelwerk für die Praxis bereitstellen zu können. Die Gründungssitzung der neuen WTA-Arbeitsgruppe mit dem Thema Begasung und modifizierte Atmosphären zur Bekämpfung tierischer Holzzerstörer in Bauwerken aus dem Referat 1 Holz und Holzschutz fand am 20.07.21 in Bronzell bei Fulda statt.

Hinweise:

Häufig wird in der Praxis die Begasung mit anderen Verfahren, wie die Vernebelung oder Sprühen mit einem Kontaktinsektizid, verwechselt. Diese Verfahren dringen aber nicht vollständig durch Objekte, sondern benetzen nur die Oberfläche und töten keine Insekten innerhalb des Behandlungsmaterials.

Eine Behandlung von Objekten oder Räumen mit dem Oxidationsmittel Ozon (O3) ist nicht zulässig oder empfehlenswert. Siehe auch: Technik FAQ.

Aktuelles zur Gesetzgebung:

Neue Einschränkungen beim Schutz von Kulturgut in Deutschland. Am 10.06.22 gab es im deutschen Bundesrat eine Beschluss-Sitzung zu einer geplanten Novellierung der Verordnung des Europäischen Parlaments und Rates über fluorierte Treibhausgase (EU-Richtlinie 2019/1937). Die sogenannten F-Gase kommen in der Kälte- und Klimatechnik zum Einsatz. Das EU-zugelassene Biozidprodukt Sulfuryldifluorid (chemisch SO2F2) steht auf der Liste mit schädlichen F-Gasen, bei der auf europäischer Ebene nicht berücksichtigt wurde, dass es sich um ein nicht substituierbares Mittel zum Erhalt von historischen Gebäuden (u.a. Museumsgebäude, Kirchen, Baudenkmäler) oder beim Export von Handelsgütern handelt. Am 17.04.2024 trafen sich verschiedene Experten aus Deutschland, wie Begasungsfirmen, Herstellervertreter, Wissenschaftler, Behördenvertreter usw., um über Alternativen zu diskutieren und eine gemeinsame Stellungnahme zu verfassen. Am 05.09.2024 gibt der amerikanische Hersteller Douglas Products bekannt, dass einer erneuten Zulassung als Biozid seitens EU nicht stattgegeben wurde. Zur erneuten Zulassung sind seitens Hersteller noch weitere Studien zu erbringen. Zwischenzeitlich könnten unter Umständen nationale Anträge auf Notfallzulassung gestellt werden.

Der deutsche Schädlingsbekämpfer- Berufsverband DSV versucht Einfluss auf die Politik bzw. Bundesregierung zu nehmen, damit die weitere Verwendung von Sulfuryldifluorid im Holz- und Vorratsschutz gewährleistet werden kann. Aktuelle Informationen DSV Online. Letzter Stand 15.09.2024

Literatur

Anonymus: Getty Conservation Institut: Insect Control with the Fumigant Vikane (1986-1990)

Bauer W.P (1989) Methoden u. Probleme der Bekämpfung von Holzschädlingen mittels toxischer Gase, In: Restauratorenblätter Bd. 10 Wien, S. 58-62

Biebl W. (1995) Erfahrungsbericht über die Langzeitwirkung von Begasungen in Bayern. In: Holzschädlingsbekämpfung durch Begasung, Tagungsbericht Nr. 3, Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Bd. 75,  S. 70-71

Binker G. (1993) Report on the first fumigation of a church in Europe using sulfury fluoride. K. B. Wildey, W.H. Robinson (Hrsg.): Proceedings of the 1st Int. Conf. on Insects Pests in the Urban Enviroment. St. John´s College, Cambridge, 30 June – 3 July 1993, 51-55

Burgess, Helen D., and Nancy E. Binnie (1990) The Effect of Vikane™ on the Stability of Cellulosic and Ligneous Materials — Measurement of Deterioration by Chemical and Physical Methods. MRS Online Proceedings Library 185, Nr. 1. 791–98. Zugriff am 27.07.2021

Dreger I. (2012) Risiko- und Nutzenanalyse zum Einsatz von SF-Gas bei der Bekämpfung von Hausfäulepilzen in Denkmälern In: Beiträge vom 16. EIPOS-Sachverständigentag Holzschutz am 5.Dezember 2012, S.3-22, Fraunhofer IRB Verlag

Emmerling E (1995) Holzschädlingsbekämpfung durch Begasung, In: Holzschädlingsbekämpfung durch Begasung, Tagungsbericht Nr. 3, Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Bd. 75,  S. 43-57

Grosser D. Rossmann E (1974) Blausäuregas als bekämpf. HS-Mittel für Kunstobjekte, In: Holz a. Roh und Werkstoff  32, S. 108-114

Hertwig N. (2020) Holzschutz im Quadrat. Die Schädlingsbehandlung des Bernöderhofes. In: Jahrbuch für die oberbayerischen Freilichtmuseen Glentleiten und Amerang Jg. 15/2020. S. 106-117

Kenaga E.E. (1957) Some Biological, Chemical and Physical Properties of Sulfuryl Fluoride as an Insecticidal Fumigant, In: Journ. of Econ. Entom. Bd. 50 (1957) No. 1, S. 1-6

Koestler R.J., Parreira E (1993) Visual effects of selected biocides on easel painting materials In: Studies in Conservation 38, S. 265-273

Liese W., Knigge H., Rütze M. (1981) Fumigation Experiments with Methyl Bromide on Oak Wood, In: Material u. Organismen 16, S. 265-280

Mori H. and Kumagat M. (1954) Damage to antiquities caused by fumigants. I Metals. Scientific Papers of Japanese Antiques and Art Crafts 8. 17

Reichmuth, C. (1991) New techniques in fumigation research today. In: Fleurat-Lessard, F., P. Ducom, (Eds.): Proceedings of the 5th International Working Conference on stored-Product Protection. 9-14 September 1990 in Boredeaux, France, Imprimerie Médocaine, Blanquefort Cedex, 2066 pp, Vol 2, 709-725.

Reichmuth, C. (2007) Fumigants for pest control in wood protection. In: Noldt, U., H. Michels, (Eds.): Holzschädlinge im Fokus – Alternative Maßnahmen zur Erhaltung historischer Gebäude. Beiträge der internationalen Tagung im LWL-Freilichtmuseum Detmold. 28.-30. 6. 2006 im Westfälischen Landesmuseum für Volkskunde in Detmold, Schriften des LWL-Freilichtmuseums Detmold, Westfälisches Landsmuseum für Volkskunde, herausgegeben im Auftrage des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe von Carstensen, J., Bd. 27, Merkur Verlag, Detmold, 265 S., 137-162.

Unger A. (1993) Begasung von Kulturgütern: Grundlagen-Materialien-Entwicklungen. In: Holzschädlingsbekämpfung durch Begasung, Tagungsbericht Nr. 3, Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Bd. 75,  S. 19-27

Williams L.H., Sprenkel R.J. (1990) Ovicidal Activity of Sulfuryl Fluoride to Anobiid and Lyctid Beetle Eggs of Various Ages, In: Journ. of entomol. Science 25, S. 366-375

Staubläuse

Anzeiger für Feuchteproblem in Gebäuden und Schimmelpilzfresser

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Pelzmotte

Textilschädling in Museen, Freilichtmuseen und historischen Gebäuden

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Australischer Teppichkäfer

Materialschädling in Museen, Sammlungen und Herbarien

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Dörrobstmotte

Vorratsschädling im Lebensmittelbereich oder Gast in Museen

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Schadnager-Bekämpfung

Vermeidung von Schäden und Gesundheitsgefährdung durch Krankheitserreger von Nagetieren

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Schimmelpilze

Indikator für überhöhte Luftfeuchtigkeit in Gebäuden

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Schädlingen den Zugang erschweren

Gebäude können sehr unterschiedliche Umgebungen oder Bauweisen haben, die es Insekten anderen Tieren ermöglichen, in die Ausstellungs- oder Lagerräume (Depots) einzudringen.

Nachfolgende Beispiele zeigen die möglichen Eintrittspforten, die an historischen oder modernen Gebäuden vorhanden sein können:

PROBLEME

Historische Fenster sind häufig undicht und ermöglichen Insekten das Eindringen in das Gebäude.

Türen oder Tore können Insekten oder Mäusen das Eindringen in das Gebäude ermöglichen.

Rolltore von Anlieferungen sind auf Dichtigkeit zu kontrollieren

Dachräume auf Eintrittsstellen von Nagern kontrollieren. Bild: Speicherdepot mit Loch in der Leichtbau-Wand.

Kellerräume mit offenen Kabelübergängen abdichten (Brandschutz beachten)

LÖSUNGEN

Insektenschutzgitter für Fenster (Foto folgt)

Insektenschutzgitter (V2A) für Kellerschächte

Bürstenleisten für Türen

Schutzgitter gegen (Tauben, Marder usw.)

Netze gegen Zuflug von Vögeln (Tauben)

Hygiene / Reinigung

Fehlende Reinigung und Hygiene kann zu unterschiedlichen Schädlingsproblemen mit Folgeschäden an Exponaten führen.

Ausstellungs- und Publikumsbereiche

Neben der täglichen Unterhaltsreinigung von Ausstellungsräumen sollten in regelmäßigen Abständen auch nachfolgende Bereiche kontrolliert und bei Bedarf gereinigt werden:

  • Hohlräume hinter und unter Vitrinen, Schränken und Sockeln.
  • Filzbespannungen in Vitrinen und Dichtungsleisten aus Echthaar-Filz
  • Kabel- oder Lüftungskanäle in Wand und Bodenbereich
  • Heizungsnischen im Wandbereich
  • Spalten zwischen Böden und Wänden (siehe nachfolgendes Bild)
  • Bodenkanäle für Lüftung oder Elektroanschlüsse

Neben den Ausstellungsräumen ist speziell auf direkte Nebenräume, wie Abstellkammern, Technikräume, Elektro- oder Lüftungszentralen usw. zu achten. In manchen Fällen können auch abgehängte Decken mit offenen Fugen zum darunter befindlichen Innenraum verschmutzt sein und können über Wartungsklappen kontrolliert werden.

Rückstände in Bodenfugen mit Haaren und Wollabrieb

Spinnweben in einem Ausstellungsraum eines großen europäischen Museums

Kehrbesen in einem Außendepot eines Museums

Depots, Magazine und Lagerräume

Speziell in Depots, Magazinen oder Lagerräumen mit hoher Auslastung durch Exponate und schwerer Zugänglichkeit zum Reinigen ist es für Schädlinge oft günstig sich zu vermehren und auszubreiten. Nachfolgende Bereiche oder Gegenstände sollten bei der Reinigung und Kontrolle beachtet werden:

  • Dachböden und Keller, die nicht genutzt werden
  • Ausstellungsmaterial, welches nicht mehr verwendet wird und Nahrungspotential für Insekten hat (z.B. Filzbespannung in Vitrinen)
  • Verpackungsmaterial, das Nahrungspotential für Insekten hat (z.B. Papier, Kartons, Transportkisten aus Tischlerplattenholz mit Gabufurnier)
  • Regalböden in Magazinen.
  • Oberseiten von Kanälen von Klimaanlagen (soweit zugänglich)

Für die Reinigung wird ein museumstauglicher Sauger mit HEPA-Filter empfohlen, wenn es sich um Feinstaub, Schimmelpilze, Bakterien o.ä. handelt. Staubaufwirbelnde Arbeiten sind zu vermeiden. Die regelmäßige Wartung von Klimaanlagen dient zum Austausch verschmutzter Filter im System.

Literatur

Lloyd H. et al (2007) Dust in Historic Libraries. Museum Microclimates, The National Museum of Denmark, Copenhagen. 135-144

Wimmer M. (2023) Der Dreck muss weg. Oder? Theorie und Praxis von Schmutz und Reinigen im Freilichtmuseum Glentleiten. In: Jahrbuch für die oberbayer. Freilichtmuseen Glentleiten und Amerang. S.127-139

The British Museum Blog: What Lurks Under The Microscope? Dust Detective Work (Zugriff am 15.08.2021)

Stephan Biebl

Dipl.Ing. (FH) Holztechnik
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