Der Schutz von Objekten vor Schädlingsbefall setzt ein dichtes Gebäude, eine übersichtliche Lagerung, regelmäßige Reinigung und Überwachung von Insekten und des Klimas voraus.
Innerhalb von Depoträumen können Vitrinen oder dicht schließende Schränke eine zweite Barriere gegenüber Schädlingsbefall darstellen. Dies betrifft kriechende oder auch fliegende Insekten, wie z.B. Papierfischchen oder Kleidermotten.
Eine überschaubare Lagerung und Zugänglichkeit erleichtert die Kontrolle an den Objekten auf mögliche Spuren von Schädlingsbefall. Helle Untergründe bei Böden oder in Regalen sind je nach Art und Spuren von Museumsschädlingen von Vorteil.
Die Absenkung der Raumtemperatur im Depot auf unter 20°C ist nicht nur entwicklungshemmend für Insekten oder Schimmelpilze, sondern auch besser für den Energieverbrauch. Stichwort „Grüne Museen„. Hier ist speziell auch die Depotplanung gefragt, wenn es um neue Zentraldepots oder Sanierungen von alten Depotgebäuden geht. Im Museumsbereich gibt es spezialisierte Fachplaner/innen für Depots, die bei der Planung oder Neukonzeption zu Rate gezogen werden können.
Die Reinigung in Depot- oder Archivräumen wird durch gute Lagerung (Logistik) und Nutzung von Regalen vereinfacht. Das Abstellen von Kartonagen oder Paletten am Boden oder entlang von Wänden führt häufig zu Problemen bei der Unterhaltsreinigung.
Im Rahmen einer Inventarisierung von Exponaten kann auch das Thema Deakzession (Entsammeln von Museumsobjekten) eine positive Rolle bei der (Über-)Lagerung im Depot spielen, wenn gefährdete Objekte in doppelter Menge vorhanden sind. Dies kann auch zur Prävention von Schädlingsbefall in Depoträumen helfen.
Beim Auffinden von verdächtigen Objekten mit beispielsweise Bohrmehl oder Tierexkrementen sollten diese in einen Quarantäneraum verbracht oder können einzeln separiert werden. Siehe Quarantäne.
Ausreichender Abstand vom Regal zum Boden ermöglicht bessere Kontrollen.
Die Holzleiste im Bild ist hinderlich bei der Reinigung
Frei gelagerte Holzexponate und leicht erkennbarer Insektenbefall (Nagekäfer) im Depot.
Offene Kabeldurchführungen durch Innenwände stellen undichte Übergänge zwischen Depoträumen dar.
Literatur
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Prevart (Zugriff am 15.08.2021) verschiedene Informationen über den Link Depotplanung
Wießmann A. und Stäbler W. (2014) Gut aufgehoben. Museumdepots planen und betreiben. Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern (Hg.) Band 16, Deutscher Kunstverlag. 287 Seiten
Hier finden Sie Fachbücher, Online-Bestimmungshilfen und Datenbanken zur Biodiversität sowie Hinweise auf spezialisierte Fachleute
(weiterlesen…)Anwendung von Begasungsmitteln zur Bekämpfung von Insekten in und an Gebäuden
Bei einer Begasung wird ein Raum oder Gebäude mit einem toxischen Gas geflutet, das durch Objekte wie Holz, Tierpräparate oder Textilien komplett hindurch diffundiert und auch durch anschließendes „Lüften“ wieder entweicht. Durch gasdichte Folien können transportable Gegenstände oder stationäre Objekte (z.B. Kirchenausstattung oder Lagerregale) auch in einer flexiblen Einhausungen begast werden.
Frühere Begasungsmittel waren Methylbromid (Brommethan / MeBr), Phosphin (Phosphorwasserstoff / PH3), Ethylenoxid, Cyanwasserstoff (Hydrogencyanid oder Blausäure / HCN), Schwefelkohlenstoff, Tetrachlorkohlenstoff und Ethylendichlorid. Diese hochtoxischen Gase sind in den meisten Ländern der Erde mittlerweile nicht mehr erlaubt oder finden aufgrund schädlicher Veränderungen an Kunstobjekten schon länger keine Anwendung mehr.
Die toxischen Begasungsmittel Bluefume (HCN) oder Phosphin (PH3) werden aktuell noch in der Schädlingsbekämpfung gegen Insekten oder Schadnager verwendet. Während Bluefume (HCN) als Biozid die Zulassungen für Produktart 8 (Holzschutz), 14 (Rodentizide) und 18 (Insektizide) hat und u.a. bei Rundhölzern oder Balken in Containern zugelassen ist, haben Phosphin-Präparate (Aluminium- oder Calciumphosphid) meist eine Zulassung für die Bekämpfung von z.B. Wühlmäusen usw.
Das Begasungsmittel Vikane mit dem Wirkstoff Sulfuryldifluorid gilt (Stand 08-2024) als einziges zugelassenes gasförmiges Biozid im Bereich Produktart 8 (Holzschutz), welches speziell in Freilichtmuseen oder Kirchen zum Einsatz gegen holzzerstörende Insekten kommt. Die erste Begasung einer Kirche mit Vikane in der Europa, wurde durch Binker 1993 beschrieben. Die Bekämpfung erfolgt i.d.R. gegen den Gemeinen Nagekäfer oder in selteneren Fällen gegen den Hausbockkäfer. In der Produktart 18 (Insektizide) ist der Wirkstoff Sulfuryldifluorid mit dem Namen Profume im Bereich Vorratsschutz zugelassen. Hier können Bekämpfungen gegen Schadinsekten in Gebäuden durchgeführt werden, wie es beispielsweise beim Messingkäfer oder Kugelkäfer (Ptinidae) in historischen Gebäuden der Fall ist. Die Anwendung ist nur konzessionierter Fachfirmen mit firmenbezogener Erlaubnis erlaubt und erfordert langjährige praktische Erfahrungen.
Da die sogenannten „reaktiven Gase“ unter Umständen eine chemische Reaktion mit anderen Materialien eingehen können, ist die Anwendung im kulturhistorischen Bereich eingeschränkt, wenn das Risiko einer möglichen Veränderung von Farben oder Oberflächen bei Objekten besteht. Siehe dazu auch Schäden durch chemische oder physikalische Behandlungen.
Schäden bzw. Objekt-Veränderungen durch reaktive Gase an Objekten oder Gebäuden wurden in der Vergangenheit über die Forschung oder Praxisfälle bekannt (Koestler 1993 oder Emmerling 1995). Bei den bekannteren Schadensfällen handelte es sich überwiegend um Fehlanwendungen (z.B. Phosphin bei Objekten mit Goldfassung) oder ungünstige Bedingungen, wie sehr hohe Luftfeuchten während der Begasung. Vor einer Anwendung empfiehlt sich grundsätzlich eine Risikoabschätzung durch Fachleute wie Restauratoren:innen oder Sachverständige, ob das gewählte Begasungsmittel zu möglichen Schäden oder Veränderungen an Fassungen, Farben oder Pigmenten führen könnte.
Aktuell wird von unterschiedlichen Experten aus ganz Deutschland an dem neuen WTA-Merkblatt 1-18 für Begasung gearbeitet, um ein aktuelles Regelwerk für die Praxis bereitstellen zu können. Die Gründungssitzung der neuen WTA-Arbeitsgruppe mit dem Thema Begasung und modifizierte Atmosphären zur Bekämpfung tierischer Holzzerstörer in Bauwerken aus dem Referat 1 Holz und Holzschutz fand am 20.07.21 in Bronzell bei Fulda statt.
Hinweise:
Häufig wird in der Praxis die Begasung mit anderen Verfahren, wie die Vernebelung oder Sprühen mit einem Kontaktinsektizid, verwechselt. Diese Verfahren dringen aber nicht vollständig durch Objekte, sondern benetzen nur die Oberfläche und töten keine Insekten innerhalb des Behandlungsmaterials.
Eine Behandlung von Objekten oder Räumen mit dem Oxidationsmittel Ozon (O3) ist nicht zulässig oder empfehlenswert. Siehe auch: Technik FAQ.
Aktuelles zur Gesetzgebung:
Neue Einschränkungen beim Schutz von Kulturgut in Deutschland. Am 10.06.22 gab es im deutschen Bundesrat eine Beschluss-Sitzung zu einer geplanten Novellierung der Verordnung des Europäischen Parlaments und Rates über fluorierte Treibhausgase (EU-Richtlinie 2019/1937). Die sogenannten F-Gase kommen in der Kälte- und Klimatechnik zum Einsatz. Das EU-zugelassene Biozidprodukt Sulfuryldifluorid (chemisch SO2F2) steht auf der Liste mit schädlichen F-Gasen, bei der auf europäischer Ebene nicht berücksichtigt wurde, dass es sich um ein nicht substituierbares Mittel zum Erhalt von historischen Gebäuden (u.a. Museumsgebäude, Kirchen, Baudenkmäler) oder beim Export von Handelsgütern handelt. Am 17.04.2024 trafen sich verschiedene Experten aus Deutschland, wie Begasungsfirmen, Herstellervertreter, Wissenschaftler, Behördenvertreter usw., um über Alternativen zu diskutieren und eine gemeinsame Stellungnahme zu verfassen. Am 05.09.2024 gibt der amerikanische Hersteller Douglas Products bekannt, dass einer erneuten Zulassung als Biozid seitens EU nicht stattgegeben wurde. Zur erneuten Zulassung sind seitens Hersteller noch weitere Studien zu erbringen. Zwischenzeitlich könnten unter Umständen nationale Anträge auf Notfallzulassung gestellt werden.
Der deutsche Schädlingsbekämpfer- Berufsverband DSV versucht Einfluss auf die Politik bzw. Bundesregierung zu nehmen, damit die weitere Verwendung von Sulfuryldifluorid im Holz- und Vorratsschutz gewährleistet werden kann. Aktuelle Informationen DSV Online. Letzter Stand 15.09.2024
Literatur
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Binker G. (1993) Report on the first fumigation of a church in Europe using sulfury fluoride. K. B. Wildey, W.H. Robinson (Hrsg.): Proceedings of the 1st Int. Conf. on Insects Pests in the Urban Enviroment. St. John´s College, Cambridge, 30 June – 3 July 1993, 51-55
Burgess, Helen D., and Nancy E. Binnie (1990) The Effect of Vikane™ on the Stability of Cellulosic and Ligneous Materials — Measurement of Deterioration by Chemical and Physical Methods. MRS Online Proceedings Library 185, Nr. 1. 791–98. Zugriff am 27.07.2021
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Emmerling E (1995) Holzschädlingsbekämpfung durch Begasung, In: Holzschädlingsbekämpfung durch Begasung, Tagungsbericht Nr. 3, Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Bd. 75, S. 43-57
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Vermeidung von Schäden und Gesundheitsgefährdung durch Krankheitserreger von Nagetieren
(weiterlesen…)Gebäude können sehr unterschiedliche Umgebungen oder Bauweisen haben, die es Insekten anderen Tieren ermöglichen, in die Ausstellungs- oder Lagerräume (Depots) einzudringen.
Nachfolgende Beispiele zeigen die möglichen Eintrittspforten, die an historischen oder modernen Gebäuden vorhanden sein können:
PROBLEME
Historische Fenster sind häufig undicht und ermöglichen Insekten das Eindringen in das Gebäude.
Türen oder Tore können Insekten oder Mäusen das Eindringen in das Gebäude ermöglichen.
Rolltore von Anlieferungen sind auf Dichtigkeit zu kontrollieren
Dachräume auf Eintrittsstellen von Nagern kontrollieren. Bild: Speicherdepot mit Loch in der Leichtbau-Wand.
Kellerräume mit offenen Kabelübergängen abdichten (Brandschutz beachten)
LÖSUNGEN
Insektenschutzgitter für Fenster (Foto folgt)
Insektenschutzgitter (V2A) für Kellerschächte
Bürstenleisten für Türen
Schutzgitter gegen (Tauben, Marder usw.)
Netze gegen Zuflug von Vögeln (Tauben)