Monopis obviella

Schmetterling aus der Familie der Echten Motten (Tineidae)

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Erfolgskontrolle von Behandlungen

Überprüfung von Behandlungen (wie z.B. Begasung oder Wärmeverfahren) mit Referenzorganismen (Biotests) zum Nachweis des Bekämpfungserfolges. Nachfolgende Tierproben können zum Einsatz kommen, die man bei spezialisierten Laboren* bestellen und auswerten lassen kann:

Übersicht von verschiedenen Referenzorganismen

Hausbockkäfer (Larven in Holz)

Gewöhnlichen Nagekäfer (Larven im Holz)

Splintholzkäfer (Larven im Holz oder Ei-Gelege)

Kleidermotten (Brutgemisch auf Federn)

Pelzmotten (Brutgemisch auf Federn)

Brotkäfer (Brutgemisch in Gazeröhrchen)

Polsterwarenkäfer (Larven)

Verschiedene Vorratsschädlinge (z.B. Brotkäfer, Speckkäfer, Kugelkäfer, Reismehlkäfer, Mehlmotte usw.)

Termiten (z.B. Reticulitermes flavipes)


*Spezialisierte Fachlabore können auf Nachfrage vermittelt werden: Kontakt

Literatur

Haustein (2010) Zur Diagnose und integrierten Bekämpfung Holz zerstörender Insekten unter besonderer Berücksichtigung der Buntkäfer. Fraunhofer IRB Verlag Stuttgart, Seite 111

Landsberger B. (2014) How to ensure achievement of anoxia treatments? The use of target insect species as reference testing material. In: MuseumPests 2014: Integrated Pest Management for Museums, Libraries, Archives and Historic Sites, 27-28 March 2014, Williamsburg, VA

Rathgen-Forschungslabor (2018) Innovative Untersuchungsmethoden zur nachhaltigen Wirksamkeit modellhafter Anoxia-Behandlungen gegen Insektenbefall an national bedeutsamen Kulturgütern der Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (DBU AZ 31865-45), 37 Seiten DBU-Abschlussbericht-AZ-31865.pdf

Schäden durch chemische oder physikalische Behandlungen

Pestizide in der Vergangenheit und alternative Verfahren heute

In der Vergangenheit wurden hochgiftige Gase und Pestizide zur Schädlingsbekämpfung in Museen, Archiven oder Sammlungen eingesetzt (Tello 2018 und 2022). So waren in Deutschland im Zeitraum 1925 bis 1935 insektizide Begasungsmittel wie Ethylenoxid mit Kohlendioxid (T-Gas) oder Blausäure (Zyklon B) gegen Schadinsekten im Einsatz. Als erster Vertreter der pulverisierten Insektizide kam DDT-Staub zum Einsatz, der bis heute noch Probleme in alten Gebäuden mit sich bringen kann. Die Rückstände von DDT können sich auch in historischen Bibliotheken wiederfinden, wenn dort gegen Schädlinge vorgegangen wurde. Die Imprägnierungsmittel Eulan und Globol galten 1965 als zugelassene Mittel gegen Woll- und Pelzschädlinge gemäß dem Vorratsschutzmittel-Verzeichnis der Biologischen Bundesanstalt Braunschweig. In den Jahren 1980 bis 1997 folgte das Begasungsmittel Brommethan der Zyklon-Blausäure und wurde ab 1997 durch den noch heute zugelassenen gasförmigen Holzschutzmittel-Wirkstoff Sulfuryldifluorid (Vikane) abgelöst.

Auch in der Gegenwart können bei Anwendung von chemischen Produkten oder beim Einsatz von alternativer Verfahren mit physikalischer Wirkung mögliche Veränderungen oder Schäden an Objekten oder Gebäuden entstehen. Unter Umständen passiert dies mit fehlender Fachkenntnis und Erfahrung oder mangelhafter Technik.

Beispiele aus der Praxis und Wissenschaft

  • Korrosion von Metallgegenständen und Legierungen durch Phosphin / Phosphorwasserstoff (Gas)
  • Farbänderungen an  Tönungen und Malereien durch Cyanwasserstoff (Gas) in Kirchen
  • Materialveränderung (schwefelhaltige Materialien, Leder, Pergament, tierische Leime, polierte Metalloberflächen und Bleipigmente durch Brommethan (Gas)
  • Abnahme der Zugfestigkeit von Seide und Zellulosematerialien durch Ethylenoxid (Gas)
  • Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften bei Textilien durch Gammastrahlung
  • Sulfuryldifluorid (Gas) kann Korrosion verursachen.
  • Einwirkung auf Pigmente und Bindemittel durch Kohlensäure bei einer Kohlendioxidbegasung bei erhöhter Luftfeuchte
  • Schädigende Wirkung auf DNA durch reaktive Begasungsmittel
  • Negative Beeinflussung von DNA durch den Wirkstoff Dichlorvos (nicht mehr zulässiges Biozid, das früher häufig in Insektensammlungen eingesetzt wurde)
  • Risiko einer Schädigung durch chemische Rückstände oder reaktive Lösemittel (z. B. Alkane/Kohlenwasserstoffe) durch Sprüh- oder Nebelmittel von konventionellen Schädlingsbekämpfungsprodukten.
  • Mögliche Verschlechterung der Zugfestigkeit bei Seidenstoffen durch das feuchtegeregelte Warmluftverfahren
  • Auswirkungen bei hohen Temperaturen auf die DNA in entomologischen Sammlungen
  • Freisetzen von Geruchstoffen bei getrockneten Pflanzen (Herbarien) durch das feuchtegeregelte Warmluftverfahren.
  • Schwundrisse an gefassten Holzoberflächen (z.B. Möbel) bei fehlender Befeuchtung während einer Anoxia-Behandlung mit Temperierung.
  • Schädliche Wirkung von fungizidem Thymol (IUPAC: 5-methyl-2-isopropyl-1-phenol) auf Papierträger, Gummiarabikum und Eisengallustinte.

Farbveränderung an Methylblau auf Trägerstoff nach Ozon-Behandlung (unveröffentlichter Versuch, HAWK Hildesheim 2023)

Schädlingsbefall in kontaminierten Sammlungen

In der Praxis können auch Schadinsekten in Sammlungen mit schadstoffbelasteten Objekten auftreten. So wurde in der Vergangenheit aktiver Kleidermottenbefall in Depoträumen mit volkskundlichen Textilien oder historischen Reitzubehör festgestellt, in denen insektizide Rückstände von z.B. DDT, 1,4-Dichlorbenzol oder Naphthalin nachgewiesen wurden. Oder auch lebender Nagekäferbefall am Holz von Gebäuden in Freilichtmuseen, die mit hohen Rückständen von chemischen Holzschutzmitteln wie Lindan und PCP belastet sind. Diese Fälle zeigen, dass ein langfristiger Schutz durch chemische Schädlingsbekämpfungsmittel an Museumsexponaten nicht gewährleistet werden kann. Der Einsatz von rückstandsfreien Verfahren sollte im Sinne der Integrierten Schädlingsmanagements bevorzugt werden, um Objekte, Mensch und Umwelt vor negativen Einflüssen von chemischen Pestiziden zu schützen.

Alternative Verfahren sind die Anwendung von mechanischen, physikalischen oder biologischen Methoden, die im Europäischen Standard DIN EN 16790 enthalten sind.

Literatur

Ackery PR, Testa JM, Ready PD, Doyle AM, Pinniger DB (2004) Effects of high temperature pest eradication on DNA in entomological collections. Stud Conserv, 49: 35-40

Ertelt P. (1993) Untersuchungen über kontrollierte Wärmebehandlung bei schädlingsbefallenem Holz, Diplomarbeit, Institut für Holzforschung Fachhochschule Rosenheim

Espeland et al (2010) Dichlorvos exposure impedes extraction and amplification of DNA from insects in museum collections. Frontiers in Zoology 7:2

Grosser D, Rossmann E (1974) Blausäuregas als bekämpfendes Holzschutzmittel für Kunstobjekte. Holz als Roh- und Werkstoff 32: 108-114

Gutarowska B et al (2016) Historical textiles – a review of microbial deterioration analysis and disinfection methods. Textile Research Journal 0(00) 1-19

Hahn O. (1999) Chemische Schädlingsbekämpfung. Risiken für Pigmente und Farbstoffe. Restauro 105 (4): 275-279

Isbell L. (1997) The Effects of Thymol on Paper, Pigments and Media, The Abbey Newsletter vol. 21, n. 3, p. 39-43

Homolka M. (2015) Eulan – ein Biozid gegen Keratin-Schädlinge
und seine Relevanz in musealen Sammlungen. Teil II Lexikalischer Produktschlüssel nach Wirkstoffgruppen sortiert. Hg.: Stiftung Deutsches Historisches Museum. 122 Seiten.

Kigawa, R. and T.J.K. Strang (2011) ‘Effects of Fumigants and Non-Chemical Treatments on DNA Molecules and Proteins: Case Studies on Natural History Specimens and Proteinaceous Components of Museum Objects’, Integrated Pest Management for Collections: Proceedings of 2011:
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Koestler R.J., Parreira E., Santoro E.D. (1993) Visual effects of selected biocides on easel painting materials. Studies in Conservation 38. 265-273

Piening H. (1993) Die Bekämpfung holzzerstörender Insekten mit Kohlendioxid sowie die Verträglichkeit des Gases an gefassten Objekten. Diplomarbeit Köln

Pinninger, D. / Landsberger B. / Meyer A. / Querner P.  2016.  Handbuch Integriertes Schädlingsmanagement in Museen, Archiven und historischen Gebäuden, Gebr. Mann Verlag Berlin

Strang TJK (1996) The Effect of Thermal Methods of Pest Control on Museum Collections. Preprints of the 3rd International Conference on Biodeterioration of Cultural Property: 4-7 July, 1995; Bangkok, Thailand 199-212.

Tello H. (2022) Schädlingsbekämpfung in Museen. Wirkstoffe und Methoden am Beispiel des Ethnologischen Museums Berlin 1887 – 1936.

Tello H. (2018) Handle with Care – Über den Einsatz historischer Biozide in musealen Sammlungen. In: Tagung Schadstoffe Beiträge gesamt vom 16. 04. 2018, Deutscher Museumsbund, Leipzig. Online unter https://www.museumsbund.de/fachgruppen-und-arbeitskreise/arbeitskreis-konservierung-restaurierung/beitraege-zur-schadstofftagung-als-pdf/, S. 11 – 20. Zuletzt aufgerufen 08. 05. 2018.

Unger, A., Schniewind, A.P., Unger, W. (2001) Conservation of Wood Artifacts. Springer Verlag Berlin, Heidelberg. 578 Seiten

Unger W, Bischoff J, Fielitz L (1984) Zum Einsatz von Phosphorwasserstoff gegen holzzerstörende Insekten in denkmalgeschützten Gebauden. Holztechnologie 25(5):229-232

Informationen im Internet (Deutsch)

IPM in Museen Webseite von Dr. Pascal Querner aus Wien mit Publikationen und Links zu Firmen und Herstellern.

Consult Victoria IPM für Museen Webseite von Victoria Britten mit Informationen und Beratungsleistungen.

Forum Kulturbewahren Forum für Bewahrung, Pflege, Sicherheit und Präsentation von Kunst- und Kulturgut

SiLK – SicherheitsLeitfaden Kulturgut Informationsseite der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen mit Wissenspool und Literatur

Long Life for Art Webseite von Christoph Waller mit Didaktik zum Thema IPM und Produkte für Museen und Industrie

PCN Ausgaben | Pest Control News – Deutschland Verschiedene Berichte über Schädlingsbekämpfung und Schädlingsporträts. Ausgaben von 2008 bis 2022 zum Lesen und Downloaden (Zugriff 18.08.2022)

Panko Monitoring Traps Webseite der Firma Panko mit Informationen über IPM, Monitoring, Fallen (verschiedene Produkte)

Sächsische Landesstelle für Museumswesen (2020) Handreichungen für die Museumsarbeit, Bewahren und Erhalten von Sammlungsobjekten. Nr. 1 Schutz der Sammlungsbestände vor Schädlingen – Integriertes Schädlingsmanagement (IPM)

Informationen im Internet (Englisch)

www.museumpest.net Die amerikanische Vorlage für die deutsche Informationsseite Museumsschädlinge.de mit vielen Informationen über IPM, Bekämpfungsmethoden, Insektenbiologie, Literatur usw.

www.whatseatingyourcollection.com Die britische Homepage von Jane Thompson Webb und David Pinniger in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen. Informationen zu Diagnose und Lösungen, Fundnachweise von Insekten, IPM-Datensammlung und Literatur.

Pest Eradication Materials Database (PEMD) Risikobewertungstool von Ashley Bowersox für die Bewertung von befallenen Objekten. Als Masterarbeit in Zusammenarbeit mit dem FAIC

Introduction to Museum Pests Ein E-Learning-Tool vom Museum of London mit Schädlingen, Lösungen und Testfragen zum Thema IPM

FUNdamentals of Museum IPM. Eine Zusammenfassung von Christa Deacy-Quinn (collections manager) aus dem Jahr 2019 als Free-Book

Insectes du Patrimonie Culturel (CICRP) Eine Datenbank mit über 115 Arten von Insekten unseres Kulturerbes aus Frankreich

Insectes muséophages (OCIM) Eine französische Informationsseite zur Insektenbestimmung für Fachleute von Museen, Bibliotheken und Archiven ohne entomologische Kenntnisse

Pest Odyssey Die englische Informationsseite der Pest Odyssey UK group

www.english-heritage.org.uk Guidance notes and Fact sheet. Informationen über Museumsschädlinge, Kälteanwendung, ein Schädlingsposter und Monitoring Tools.

www.english-heritage.org.uk Forschung zu Kleidermotten in England (UK)

www.cultureelerfgoed.nl Buggy Biz: Integrated Pest Management in Collections. Netherlands Institute for Cultural Heritage (ICN) and IADA, Amsterdam

Pest Partners South West Museum Development mit Unterstützung von Historic England. Informationshomepage und Anleitungen zum Schädlingsmanagement mit hilfreiche Videos zur Installation von Monitoring-Fallen oder das Einfrieren von Objekten. Entwicklung eines Kartenspiels mit Museumsschädlingen, siehe Presse/Öffentlichkeit 2021.

ICUP Proceedings Verschiedene Beiträge zu den Internationalen Tagungen für Städtische Schädlinge (International Conference on Urban Pests), die seit 1993 bis 2017 alle 3 Jahre an verschiedenen Orten der Welt stattfinden (u.a. in England, USA, Singapur, Brasilien, Schweiz)

IWCSPP International Working Conference on Stored Product Protection Einzelne Beiträge zu Themen aus dem Museumsbereich oder Museumsschädlinge.

IBBS International Biodeterioration and Biodegradation Symposium Einzelne Beiträge zu Themen aus dem Museumsbereich oder Museumsschädlinge.

IOBC WPRS International organisation for Biological Control West Palaearctic Regional Section. Einzelne Beiträge zu Schädlingen und Methoden im Vorratsschutz und Museumswesen

ICOM-CC’s Triennial Conference / ICOM General Conferences Museum International Publikationen

Journal of Pest Science (Springer Link Online) Das Journal of Pest Science wird seit 1925 veröffentlicht und ist eine führende Fachzeitschrift, die sich allen Facetten der Schädlingsforschung widmet, einschließlich der Forschung in den Bereichen Landwirtschaft, Gartenbau, Forstwirtschaft, städtische Schädlinge und Vorratsschutz.

International Journal of Pest Management (Taylor & Francis Online) Forschungsarbeiten und Übersichtsarbeiten, die sich mit der Schädlingsbekämpfung im weiteren Sinne befassen. Wirbellose, Wirbeltiere, Unkräuter, – einschließlich biologischer Bekämpfung

Insects Limited Beratung, Forschung & Entwicklung und Verkauf von Pheromonen & Fallensystemen aus USA. Veranstalter der international bekannten Konferenzen Fumigants & Pheromones und langjähriger Herausgeber informativer Newsletter.

Woher kommen Schädlinge

Grundsätzlich kommen für Schadinsekten oder Schadnager (z.B. Mäuse, Ratten) zwei Möglichkeiten in Betracht, wie sie in Gebäude eindringen können: Der Zuflug oder Zuwanderung vom Umfeld (Freiland) oder die Einschleppung mit Objekten oder Waren von Haus zu Haus.

Vielen Insekten gelten nicht als Schädlinge, da sie keine Schäden an Gebäuden oder Objekten verursachen (siehe Foto oben links). Bestimmte Insekten kommen in der Natur vor, wie es im Frühjahr verschiedene Pelzkäferarten auf Blumen sein können (siehe Bild oben mittig). Andere Insekten können in Mitteleuropa nur in Gebäuden überleben, da hier die notwendigen klimatischen Bedingungen gegeben sind und eine Überwinterung im Freiland nicht möglich ist (siehe Bild rechts oben, mit einer Transportkiste und Splintholzkäferbefall).

Nagetiere gelten nicht grundsätzlich als Schädlinge. Als Schadnager werden in Mitteleuropa die zwei Arten Hausmaus und Wanderratte genannt, wenn diese in Gebäuden Material, Vorräte oder Pflanzen kontaminieren und zerstören. Probleme in Museen oder historischen Gebäuden kommen eher selten vor, wenn man es mit Schäden durch Insekten vergleicht.

Messingkäfer

Materialschädling in historischen Gebäuden

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Lagerung im Depot

Der Schutz von Objekten vor Schädlingsbefall setzt ein dichtes Gebäude, eine übersichtliche Lagerung, regelmäßige Reinigung und Überwachung von Insekten und des Klimas voraus.

Innerhalb von Depoträumen können Vitrinen oder dicht schließende Schränke eine zweite Barriere gegenüber Schädlingsbefall darstellen. Dies betrifft kriechende oder auch fliegende Insekten, wie z.B. Papierfischchen oder Kleidermotten.

Eine überschaubare Lagerung und Zugänglichkeit erleichtert die Kontrolle an den Objekten auf mögliche Spuren von Schädlingsbefall. Helle Untergründe bei Böden oder in Regalen sind je nach Art und Spuren von Museumsschädlingen von Vorteil.

Die Absenkung der Raumtemperatur im Depot auf unter 20°C ist nicht nur entwicklungshemmend für Insekten oder Schimmelpilze, sondern auch besser für den Energieverbrauch. Stichwort “Grüne Museen“. Hier ist speziell auch die Depotplanung gefragt, wenn es um neue Zentraldepots oder Sanierungen von alten Depotgebäuden geht. Im Museumsbereich gibt es spezialisierte Fachplaner/innen für Depots, die bei der Planung oder Neukonzeption zu Rate gezogen werden können.

Die Reinigung in Depot- oder Archivräumen wird durch gute Lagerung (Logistik) und Nutzung von Regalen vereinfacht. Das Abstellen von Kartonagen oder Paletten am Boden oder entlang von Wänden führt häufig zu Problemen bei der Unterhaltsreinigung.

Im Rahmen einer Inventarisierung von Exponaten kann auch das Thema Deakzession (Entsammeln von Museumsobjekten) eine positive Rolle bei der (Über-)Lagerung im Depot spielen, wenn gefährdete Objekte in doppelter Menge vorhanden sind. Dies kann auch zur Prävention von Schädlingsbefall in Depoträumen helfen.

Beim Auffinden von verdächtigen Objekten mit beispielsweise Bohrmehl oder Tierexkrementen sollten diese in einen Quarantäneraum verbracht oder können einzeln separiert werden. Siehe Quarantäne.

Ausreichender Abstand vom Regal zum Boden ermöglicht bessere Kontrollen.

Die Holzleiste im Bild ist hinderlich bei der Reinigung

Frei gelagerte Holzexponate und leicht erkennbarer Insektenbefall (Nagekäfer) im Depot.

Offene Kabeldurchführungen durch Innenwände stellen undichte Übergänge zwischen Depoträumen dar.

Literatur

Axer P. und Pelludat I. (2004) Kunst und Antiquitäten. Empfehlungen zur Handhabung, Reinigung und Aufbewahrung. Verlag Schnell+Steiner. 109 Seiten

Baur J. (2018) Die hohe Lagerdichte war eine Herausforderung. In: Restauro 5, S. 16-17. Pressemeldungen Zugriff am 15.08.2021

Brimblecombe, P., M.-C. Pachler and P. Querner. (2021) Effect of Indoor Climate and Habitat Change on Museum Insects during COVID-19 Closures. Heritage 4, 3497-3506

Fuger W. und Kreiliger K. (1998) Das Museumsdepot, Grundlagen – Erfahrungen – Beispiele. Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern (Hg.) Band 4, Weltkunstverlag. 286 Seiten

Holl K. und Kilian R. (2022) Handbuch Depots und Archive. Handlungsempfehlungen für Planung und Betrieb. Fraunhofer IRB. 216 Seiten

Kobold M. und Moczarski J. (2020) Die Lagerung. Erschienen in: Bestandserhaltung: Ein Ratgeber für Verwaltungen, Bibliotheken und Archive. 3. Auflage. S. 60-140. (Zugriff am 05.04.2021)

Piening H. (1999) Das Depot im Depot: Gasdichte Klimazelte für Notlagerungen, Restauro, 105, Heft 4, S. 286-287

Prevart (Zugriff am 15.08.2021) verschiedene Informationen über den Link Depotplanung

Wießmann A. und Stäbler W. (2014) Gut aufgehoben. Museumdepots planen und betreiben. Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern (Hg.) Band 16, Deutscher Kunstverlag. 287 Seiten

Insektenbestimmung

Hier finden Sie Fachbücher, Online-Bestimmungshilfen und Datenbanken zur Biodiversität sowie Hinweise auf spezialisierte Fachleute

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Toxische Begasung

Anwendung von Begasungsmitteln zur Bekämpfung von Insekten in und an Gebäuden

Bei einer Begasung wird ein Raum oder Gebäude mit einem toxischen Gas geflutet, das durch Objekte wie Holz, Tierpräparate oder Textilien komplett hindurch diffundiert und auch durch anschließendes “Lüften” wieder entweicht. Durch gasdichte Folien können transportable Gegenstände oder stationäre Objekte (z.B. Kirchenausstattung oder Lagerregale) auch in einer flexiblen Einhausungen begast werden.

Frühere Begasungsmittel waren Methylbromid (Brommethan / MeBr), Phosphin (Phosphorwasserstoff / PH3), Ethylenoxid, Cyanwasserstoff (Hydrogencyanid oder Blausäure / HCN), Schwefelkohlenstoff, Tetrachlorkohlenstoff und Ethylendichlorid. Diese hochtoxischen Gase sind in den meisten Ländern der Erde mittlerweile nicht mehr erlaubt oder finden aufgrund schädlicher Veränderungen an Kunstobjekten schon länger keine Anwendung mehr.

Die toxischen Begasungsmittel Bluefume (HCN) oder Phosphin (PH3) werden aktuell noch in der Schädlingsbekämpfung gegen Insekten oder Schadnager verwendet. Während Bluefume (HCN) als Biozid die Zulassungen für Produktart 8 (Holzschutz), 14 (Rodentizide) und 18 (Insektizide) hat und u.a. bei Rundhölzern oder Balken in Containern zugelassen ist, haben Phosphin-Präparate (Aluminium- oder Calciumphosphid) meist eine Zulassung für die Bekämpfung von z.B. Wühlmäusen usw.

Heute gilt das Begasungsmittel Vikane mit dem Wirkstoff Sulfuryldifluorid als zugelassenes gasförmiges Biozid im Bereich Produktart 8 (Holzschutz), das speziell in Freilichtmuseen oder Kirchen zum Einsatz gegen holzzerstörende Insekten kommt. Die Bekämpfung erfolgt i.d.R. gegen den Gemeinen Nagekäfer oder in selteneren Fällen gegen den Hausbockkäfer. In der Produktart 18 (Insektizide) ist der Wirkstoff Sulfuryldifluorid mit dem Namen Profume im Bereich Vorratsschutz zugelassen. Hier können Bekämpfungen gegen Schadinsekten in Gebäuden durchgeführt werden, wie es beispielsweise beim Messingkäfer oder Kugelkäfer (Ptinidae) in historischen Gebäuden der Fall ist. Die Anwendung ist nur konzessionierter Fachfirmen mit firmenbezogener Erlaubnis erlaubt und erfordert langjährige praktische Erfahrungen.

Da die sogenannten “reaktiven Gase” unter Umständen eine chemische Reaktion mit anderen Materialien eingehen können, ist die Anwendung im kulturhistorischen Bereich eingeschränkt, wenn das Risiko einer möglichen Veränderung von Farben oder Oberflächen bei Objekten besteht. Siehe dazu auch Schäden durch chemische oder physikalische Behandlungen.

Schäden bzw. Objekt-Veränderungen durch reaktive Gase an Objekten oder Gebäuden wurden in der Vergangenheit über die Forschung oder Praxisfälle bekannt (Koestler 1993 oder Emmerling 1995). Bei den bekannteren Schadensfällen handelte es sich überwiegend um Fehlanwendungen (z.B. Phosphin bei Objekten mit Goldfassung) oder ungünstige Bedingungen, wie sehr hohe Luftfeuchten während der Begasung. Vor einer Anwendung empfiehlt sich grundsätzlich eine Risikoabschätzung durch Fachleute wie Restauratoren:innen oder Sachverständige, ob das gewählte Begasungsmittel zu möglichen Schäden oder Veränderungen an Fassungen, Farben oder Pigmenten führen könnte.

Aktuell wird von unterschiedlichen Experten aus ganz Deutschland an dem neuen WTA-Merkblatt 1-18 für Begasung gearbeitet, um ein aktuelles Regelwerk für die Praxis bereitstellen zu können. Die Gründungssitzung der neuen WTA-Arbeitsgruppe mit dem Thema Begasung und modifizierte Atmosphären zur Bekämpfung tierischer Holzzerstörer in Bauwerken aus dem Referat 1 Holz und Holzschutz fand am 20.07.21 in Bronzell bei Fulda statt.

Hinweise:

Häufig wird in der Praxis die Begasung mit anderen Verfahren, wie die Vernebelung oder Sprühen mit einem Kontaktinsektizid, verwechselt. Diese Verfahren dringen aber nicht vollständig durch Objekte, sondern benetzen nur die Oberfläche und töten keine Insekten innerhalb des Behandlungsmaterials.

Eine Behandlung von Objekten oder Räumen mit dem Oxidationsmittel Ozon (O3) ist nicht zulässig oder empfehlenswert. Siehe auch: Technik FAQ.

Aktuelles zur Gesetzgebung:

Neue mögliche Einschränkungen beim Schutz von Kulturgut in Deutschland. Am 10.06.22 gab es im deutschen Bundesrat eine Beschluss-Sitzung zu einer geplanten Novellierung der Verordnung des Europäischen Parlaments und Rates über fluorierte Treibhausgase (EU-Richtlinie 2019/1937). Die sogenannten F-Gase kommen in der Kälte- und Klimatechnik zum Einsatz. Das EU-zugelassene Biozidprodukt Sulfuryldifluorid (chemisch SO2F2) steht auf der Liste mit schädlichen F-Gasen, bei der auf europäischer Ebene nicht berücksichtigt wurde, dass es sich um ein nicht substituierbares Mittel zum Erhalt von historischen Gebäuden (u.a. Museumsgebäude, Kirchen, Baudenkmäler) oder beim Export von Handelsgütern handelt. Der deutsche Schädlingsbekämpfer- Berufsverband DSV hat bereits eine Stellungnahme verfasst und versucht Einfluss auf die Politik bzw. Bundesregierung zu nehmen, damit ein Anwendungsverbot des noch zugelassenen Begasungsmittels umgesetzt wird. Letzter Stand 22.03.2023

Literatur

Anonymus: Getty Conservation Institut: Insect Control with the Fumigant Vikane (1986-1990)

Bauer W.P (1989) Methoden u. Probleme der Bekämpfung von Holzschädlingen mittels toxischer Gase, In: Restauratorenblätter Bd. 10 Wien, S. 58-62

Biebl W. (1995) Erfahrungsbericht über die Langzeitwirkung von Begasungen in Bayern. In: Holzschädlingsbekämpfung durch Begasung, Tagungsbericht Nr. 3, Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Bd. 75,  S. 70-71

Burgess, Helen D., and Nancy E. Binnie (1990) The Effect of Vikane™ on the Stability of Cellulosic and Ligneous Materials — Measurement of Deterioration by Chemical and Physical Methods. MRS Online Proceedings Library 185, Nr. 1. 791–98. Zugriff am 27.07.2021

Dreger I. (2012) Risiko- und Nutzenanalyse zum Einsatz von SF-Gas bei der Bekämpfung von Hausfäulepilzen in Denkmälern In: Beiträge vom 16. EIPOS-Sachverständigentag Holzschutz am 5.Dezember 2012, S.3-22, Fraunhofer IRB Verlag

Emmerling E (1995) Holzschädlingsbekämpfung durch Begasung, In: Holzschädlingsbekämpfung durch Begasung, Tagungsbericht Nr. 3, Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Bd. 75,  S. 43-57

Grosser D. Rossmann E (1974) Blausäuregas als bekämpf. HS-Mittel für Kunstobjekte, In: Holz a. Roh und Werkstoff  32, S. 108-114

Hertwig N. (2020) Holzschutz im Quadrat. Die Schädlingsbehandlung des Bernöderhofes. In: Jahrbuch für die oberbayerischen Freilichtmuseen Glentleiten und Amerang Jg. 15/2020. S. 106-117

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Reichmuth, C. (2007) Fumigants for pest control in wood protection. In: Noldt, U., H. Michels, (Eds.): Holzschädlinge im Fokus – Alternative Maßnahmen zur Erhaltung historischer Gebäude. Beiträge der internationalen Tagung im LWL-Freilichtmuseum Detmold. 28.-30. 6. 2006 im Westfälischen Landesmuseum für Volkskunde in Detmold, Schriften des LWL-Freilichtmuseums Detmold, Westfälisches Landsmuseum für Volkskunde, herausgegeben im Auftrage des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe von Carstensen, J., Bd. 27, Merkur Verlag, Detmold, 265 S., 137-162.

Unger A. (1993) Begasung von Kulturgütern: Grundlagen-Materialien-Entwicklungen. In: Holzschädlingsbekämpfung durch Begasung, Tagungsbericht Nr. 3, Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Bd. 75,  S. 19-27

Williams L.H., Sprenkel R.J. (1990) Ovicidal Activity of Sulfuryl Fluoride to Anobiid and Lyctid Beetle Eggs of Various Ages, In: Journ. of entomol. Science 25, S. 366-375

Stephan Biebl

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Schädlinge nach Werkstoffen sortiert

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